Kunſtgeſchichliche Überficht. XLI
Die Dorfkirchen des Kreiſes, zu denen nach Umfang und Art des Grundriſſes Dorfkirchen
in gewiſſem Sinne auch die Kirchen von Altruppin und Rheinsberg gerechnet werden können, zeigen für die ältere Zeit, die jedoch auch hier nirgends in die romaniſche hineinreicht, eine Verbindung von breitem Turmhaus, etwa ebenſo breitem kurzen Schiff, gegen das ſich der Turm in weitgeſpanntem Bogen öffnet, und eingezogenem, annähernd quadratiſchem, gerade geſchloſſenem Chor. Dieſer einſt herrſchende Typus iſt noch in etwa zehn Fällen, u. a. in Löwenberg , erhalten. Wo ein beſonderer Chor fehlt, iſt das Schiff dafür um ſo länger. Apſiden kommen, wenn man nicht den Oſtſchluß von Nackel als eine ſolche anſehen will, nirgends vor. In wenigen Fällen, z. B. in Gnewikow , ſchließt das Schiff polygonal. Damit befinden wir uns ſchon im ſpätgotiſchen Zeitabſchnitt, der im übrigen nichts Neues ſchafft. Auch die Saalkirche iſt nicht ſelten, tritt aber vorherrſchend erſt in der ſpäteren Zeit auf, ſo bei den Renaiſſancekirchen zu Walsleben und Sonnenberg.
Die maſſiven Barockkirchen halten gleichfalls die Saalform ein, wie in Keller und Sieversdorf . Bezeichnend für die friderizianiſche Epoche iſt der Grundriß von Friedrichsdorf mit ſeiner Querſtellung, bei der, wie bei der Neuruppiner Kirche, Turm und Altar inmitten der Längsſeiten ſtehen. Ganz vereinzelt ſteht die Vereinigung von Kirche und Schule unter einem Dache in Hohenofen da.
Von den obigen abweichende Grundrißformen finden ſich um 1700 an zwei Fachwerkkirchen, zu Plänitz und Storbeck , die auch am Weſtende polygonal ſchließen und ſich damit dem Oval nähern. Ob ihre auch im Aufriß bemerkenswerte Abweichung auf die Gründung durch Schweizer Koloniſten oder mehr auf den Zeitgeſchmack zurückzuführen iſt, muß dahingeſtellt bleiben. x
Die, wie bereits erwähnt, vorherrſchenden breiten Turmhäuſer haben in der Regel nicht Walmdach, ſondern Satteldach zwiſchen Giebeln(Löwenberg , Gottberg, Herzberg). Die in der Prignitz ſo häufigen. Dachreiter fehlen hier; der einzige Fall dieſer Art in Kraatz iſt doch inſofern abweichend, als ſein quadratiſcher Aufſatz mehr die Erſcheinung einer oberen Abſtufung der Grundform hat. Auch die das. Satteldach bekrönende Spitze in Guten-Germendorf kann nicht als Dachreiter gelten.
Die ſelteneren, dem Quadrat genäherten, vor der Weſtfront ſtehenden Türme kommen vor u. a. in Buberow, Radensleben und Wildberg , und ſchließen meiſt in
Pyramidendächern. Bei einigen ſchießen die Längsmauern des Schiffes neben dem Turm bis zur Weſtfront durch und begleiten ihn ſeitenſchiffartig, ähnlich wie bei der Pfarrkirche von Wuſterhauſen . In dieſem Falle ſteht zuweilen der maſſive Oberteil auf Tragebögen, wie in Vielitz. Um ſie zu ſparen, machte man in Lichtenberg und Kampehl nur die Vorderſeite maſſiv, am häufigſten aber find alle vier Seiten aus Fachwerk zu einem Dachreiter vereinigt, der meiſtens in längerem Spitzhelm ſchließt. Haubendächer kommen nur in der Barockzeit und auch da nur ganz vereinzelt vor (Barſikow, Baumgarten).
Ein Beiſpiel der ſchon recht ſelten gewordenen mittelalterlichen Stationshäuschen Stations—mit ewigem Licht hat ſich vor dem Bechliner Tore bei Neuruppin in der ſogenannten häuschen.
Nonne vom Ende des 15. Jahrhunderts erhalten.