Teil eines Werkes 
Bd. 1, Teil 3 (1914) Die Kunstdenkmäler des Kreises Ruppin / unter der Schriftl. des Theodor Goecke bearb. von Paul Eichholz ...
Entstehung
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XLV
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KAunſtgeſchichtliche Überſicht. XL V

Die Kompoſition der Giebel weiſt von vornherein zwei Arten von Motiven auf. Bei der einen herrſcht die große Kreisform wie in Altruppin und, auf die Malerei übertragen, am Konventbau von Kloſter Lindow . Bei der anderen finden wir ſchmale, hohe Spitzbogenblenden in Reihen oder anderer Gruppierung angebracht, in Bechlin und Kränzlin im Feldſteinbau, ferner in Rheinsberg , Gartow , Vielitz und anderwärts in Backſtein. Zunächſt wurde die ganze Fläche ungeteilt gelaſſen, ſpäter das Giebeldreieck durch eine horizontale Linie in Traufhöhe abgetrennt. Das Bedeutendſte an Giebelausbildung finden wir am Chor von Granſee . Die großen, über alle drei Schiffe reichenden Giebel verlangten beſondere Verſteifungen und führten um 1300 zu einer neuen Art der Ausbildung mit beſonderen vortretenden, vier­kantigen Pfeilern, die in kurzen Helmſpitzen endigten und mit Maßwerkfrieſen belebt wurden. Der Giebel von Granſee gehört zu den früheren dieſer Art und zeigt im Aufbau noch einige Härten. Von ihm dürfte der Ruppiner Torturm daſelbſt in gewiſſem Sinne abhängig ſein. Das Motiv der durchgehenden Pfeiler bleibt den Giebeln fortan bis zum Schluß der Gotik, doch werden ſie bald zahlreicher, die Blenden zwiſchen ihnen ſchlanker(Wulkow, Groß-Woltersdorf und Heiliggeiſtkapelle in Wuſterhauſen ) und ſchließlich in Stockwerke geteilt, wie in Buberow und an der Marienkapelle von Wuſterhauſen ſowie am Turm von Herzberg.

Wie lange die gotiſchen Formen und damit der Backſteinfugenbau in Gebrauch blieben, zeigt in beachtenswerter Weiſe der erſt 1598 errichtete Weſtteil der Kirche, beſonders der Turm, zu Altruppin. ;

Mittelalterliche Dachſtühle beſitzen die Pfarrkirche von Wuſterhauſen , die Kloſter­kirche von Neuruppin und eine Anzahl Dorfkirchen, wie z. B. Lögow und Lichtenberg. Merkwürdig iſt das Gefüge der Kirchendachſtühle von Buberow und Herzberg , in­ſofern es in ſeiner altertümlich einfachen Art etwas an den romaniſchen Dachſtuhl der Nikolaikirche in Brandenburg erinnert, wiewohl beide Kirchen erſt dem Ende des Mittelalters angehören. Aus dem 16. Jahrhundert ſtammen die Dachſtühle von Walsleben und Wulkow .

Zeit und Umſtände der Beſiedelung des Kreiſes erforderten nicht mehr in dem Maße eine Kette von Burgen und feſten Schlöſſern wie in der weſtlich ihm vorgelagerten und ſchon in etwas früherer Zeit eroberten Prignitz . Von den wenigen, von denen wir Kenntnis haben, iſt kaum eine Spur erhalten, ſo wenig auf der Halbinſel bei Menz wie in

Altruppin und in Rheinsberg . Für die beiden letztgenannten ſind wir auf Abbil­dungen und unzulängliche Planzeichnungen angewieſen. Die bedeutendſte war jedenfalls Altruppin, überaus günſtig zwiſchen Waſſerflächen gelegen, in ihrer Geſamt­form urſprünglich von rundlichem Umriß, wie Wittſtock , Goldbeck und andere in der Prignitz . Die Gebäude waren der in altertümlicher Weiſe mit zahlreichen Rund türmen beſetzten Ringmauer innenwärts angefügt und gruppierten ſich um einen engen Mittelhof, aus dem der Bergfried emporragte. Die ſpätere Erweiterung aus den letzten Zeiten der Ruppiner Grafen trug bereits mehr den Charakter des gewöhn­lichen feſten Schloſſes der Spätzeit mit anſcheinend großartigem Pallas und ſogar

einer beſonderen Schloßkirche.

Dachſtühle.

Burgen.