Teil eines Werkes 
Bd. 1, Teil 3 (1914) Die Kunstdenkmäler des Kreises Ruppin / unter der Schriftl. des Theodor Goecke bearb. von Paul Eichholz ...
Entstehung
Seite
XLVI
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Schlöſſer.

Rheinsberg .

Wirkſamkeit Knobelsdorffs.

XL VI Ruppin.

Ein Wohnturm in Garz , der einzige noch annähernd im Kern erhaltene mittel alterliche Reſt im Kreiſe, geſtattet infolge der Veränderung der Stockwerke und Über: wucherung mit Efeu kein Urteil über feine urſprüngliche Anlage. Auch was von Rheinsberg an alten Abbildungen vorhanden iſt, iſt zu unzuverläſſig und der in dem jetzigen Schloſſe verbaute ältere Reſt zu unzulänglich, um ein klares Bild von ſeiner einſtigen Erſcheinung zu geben..

Aus der Renaiſſancezeit ſind Schlöſſer nicht erhalten. Reichen Erſatz für dieſen Mangel gewährt uns die Barockzeit, an erſter Stelle das als Reſidenz eines kunſtbegeiſterten jungen Fürſten errichtete und ausgeſtattete Schloß Rheins: berg, das noch heute mit dem vollen Zauber einer landſchaftlich ſchönen Lage wirkt und nur im Innern verlaſſen und zum Teil durch ſpätere Anbauten verändert, von ſeinem idylliſchen Liebreiz verloren hat. Geſchaffen als fürſtliches Wohnhaus und gefälliger Landſitz, mußte es ſich doch durch die teilweiſe Beibehaltung älterer Reſte des mittelalterlichen Schloſſes von der damals üblichen Erſcheinung eines Fürſtenſitzes ſtark entfernen, erhielt aber gerade dadurch einen ihm eigenen Reiz, der freilich erſt durch die Kunſt des Architekten zur vollen Geltung gebracht wurde. Dieſe zeigt ſich hauptſächlich in der Schaffung eines Gegenſtückes zu dem beibehaltenen Rundturm und der Verbindung beider durch eine Kolonnade aus joniſchen Säulen: paaren. So entſtand ein im Gegenſatz zum franzöſiſchen Cour d'honneur gegen die Stadt völlig abgeſchloſſener Innenhof.

In Knobelsdorff , dem Schöpfer dieſes Bauwerks, tritt uns zum erſtenmal eine Künſtlerperſönlichkeit entgegen, die für die Mark von hervorragender Bedeutung geweſen iſt. Der Vorwurf des Dilettantismus, der gegen ſeine Kunſt zuweilen erhoben wurde, darf gerade im Hinblick auf die Sicherheit, mit welcher er die un­gewöhnliche Aufgabe in Rheinsberg löſte, als unbegründet bezeichnet werden. Als Schüler Pesnes widmete er ſich anfänglich der Porträt- und Landſchaftsmalerei. Vielleicht ſchon gleichzeitig, nämlich wenn man(Nikolai zufolge) ihn auch als Schüler

von Kemmeter und Wangenheim anſehen darf, jedenfalls aber infolge der Anregungen,

die ihm durch die früheſten baulichen Unternehmungen des Kronprinzen zu Neuruppin und Rheinsberg zuteil wurden, griff er auf das Gebiet der Architektur über und holte durch eifriges Zeichnen und Studieren das nach, was ihm von ihrem Formenkreiſe noch unbekannt geblieben war und, wie die Säulenordnungen, ein beſonders eingehendes Studium erforderte. Inwieweit die Reiſe, die er im Auftrage Friedrichs in den Jahren 173637 nach Italien unternahm, auf ſein Rheinsberger Schaffen eingewirkt hat, läßt ſich im einzelnen nicht nachweiſen. In ſeinem Innerſten eine kerndeutſche Natur, die, wenn auch äußerlich rauh, ſich doch auf künſtleriſchem Gebiete auf das Liebens würdigſte äußerte, wurde er jedenfalls im allgemeinen weniger von dem ſchwülſtigen Gepränge des italieniſchen Barock angezogen, als von dem graziöſen Pariſer Rokoko. Daneben finden wir aber namentlich bei feinen ſpäteren Werken, wie bei der das maligen Außenarchitektur überhaupt, einen Zug zur Vereinfachung und Veredelung, der an Palladio anknüpfte und ſchließlich im Klaſſizismus zum Durchbruch kam. Knobels­dorffs(anſcheinend aus Taſchenbüchern zuſammengeſtellte) Skizzenbücher im Hohen­