Teil eines Werkes 
Bd. 1, Teil 3 (1914) Die Kunstdenkmäler des Kreises Ruppin / unter der Schriftl. des Theodor Goecke bearb. von Paul Eichholz ...
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XLIX
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Aunſtgeſchichtliche Überficht. IL

angebrachte, in altertümlicher Weife geſchloſſene Wandſchrankniſche etwa als Reliquien: ſchrein mit dem einer Predella entbehrenden Altar in Verbindung zu bringen iſt, muß dahingeſtellt bleiben, weil die Wiederherſtellungen der Kirche die dafür etwa brauch­baren Anhalte verwiſcht haben.

Von gotiſchen Flügelaltären ſind zwei hervorragende Stücke bemerkenswert, nämlich der geſchnitzte in Wuſtrau und der gemalte in Granſee (vgl. S. LXD. Eine ÜUbergangsform vom geſchnitzten zum gemalten, wo die Tiefe des Schreins dem ver: minderten Relief der Figuren entſprechend eingeſchränkt iſt, finden wir in dem kleinen Altarreſt in Guten⸗-Germendorf. Der Altar von Strubenſee verbindet die Form des Flügelaltars bereits mit einem feſten Altarwandaufbau aus Holz; nach den Formen zu urteilen, vollzog ſich dieſe Entwicklung in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts. Gegen 1600 überwiegt dann der architektoniſche Aufbau als Umrahmung von einzelnen, kleineren Gemälden, wie in Ganzer und bei dem nach­träglich mit der Kanzel vereinigten Altar von Walsleben. Wiewohl in den Füllungen noch mit geſchnitzten figürlichen Darſtellungen ausgeſtattet, vertritt der Rheinsberger Altar bereits den völlig reifen Spätrenaiſſancetypus, bei dem die Architektur mit ihren Säulen und Gebälk überwiegt. Bemerkenswert iſt an ihm wie auch bei dem Sonnenberger die Ausbildung der ſeitlichen Menſaniſchen, die von kleinen Säulchen eingeſchloſſen werden. Mit ihm verſchwindet das plaſtiſche Figurenwerk aus dem Altaraufbau. Wo es ſich weiter noch findet, iſt es von früheren gotiſchen Reſten übernommen, wie beim Hauptaltar der Pfarrkirche von Granſee . Die einfachſte Anordnung des Barockaltars finden wir in Stöffin.

Weitaus vorherrſchend iſt aber im Barock und in der ganzen ſpäteren Zeit die Kanzelaltäre. innige Verbindung des Altars mit der Kanzel, ſo z. B. bei den Altären von Bechlin, Hoppenrade, Manker und Altruppin, von denen der zu Hoppenrade als beſonderes Prunkſtück überſchwenglichſten Barocks mit reichem figürlichen Schmuck hervorzuheben iſt. Die Kanzelwand zu Küdow zeigt uns die auch ſonſt öfter vorkommende An­ordnung von zwei Türen neben dem Altar, die zum Sakriſteiraum und der Kanzel­treppe führen. Noch weiter geht die Vereinigung in der Pfarrkirche zu Neuſtadt, wo auch noch die Orgel mit Kanzelwand und Altar in durchaus befriedigender Weiſe zu einer Gruppe vereinigt iſt; weitaus ungünſtiger wirkt die ſtarke Zuſammen­drängung der drei Haupteinrichtungsſtücke in der ſchon dem Anfang des 19. Jahr­hunderts angehörigen Neuruppiner Pfarrkirche.

Ganz das Gegenteil von dieſer Häufung ſtellen die ganz ſchlichten, für ſich allein ſtehenden Menſen von Baumgarten, Braunsberg uſw. dar, die wohl unter dem Einfluß der reformierten Kircheneinrichtung entſtanden ſind.

Von den nicht eben ſeltenen Renaiſſancekanzeln ſei die zu Wuſterhauſen , im Jahre 1610 von Jürgen Fiſcher gefertigte, als beſonders ſtattlicher Aufbau hervor­gehoben. Die anſprechendſte Form barocker Geſtaltung ſehen wir in der Kanzel in Guten⸗Germendorf(1697); an ihrem Schalldeckel und der Bekrönung der Treppen­tür blüht noch der Knorpelſtil, während die Kufe mit ihren ſchweren gekröpften Füllungen und den vollſaftig gewundenen Säulen an die damals zur Herrſchaft ge

Kunſtdenkm. d. Prov. Brdbg. J. 3. Ruppin. V