Teil eines Werkes 
Bd. 1, Teil 3 (1914) Die Kunstdenkmäler des Kreises Ruppin / unter der Schriftl. des Theodor Goecke bearb. von Paul Eichholz ...
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L
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Taufen.

Orgeln.

Emporen.

Chorgeſtühle.

1 Ruppin.

langende niederdeutſche Möbelkunſt, beſonders an die großen Dielenſchränke erinnert. Charakteriſtiſch für die ſpäte Barockzeit iſt auch die Ausgeſtaltung der Kanzel zu Lindow .

Neben zahlreichen hölzernen Taufen verſchiedener Form, wie zu Langen in barocker Tiſchform, zu Strubenſee in kanzelartiger Form und zu Linow in Baluſter­form, finden ſich nur ſehr wenige aus Stein, wie die von Plänitz und Walsleben (1582) und die mit Akanthus und Engelköpfen reich geſchmückte von 1712 zu Wuſter­haufen. Auch gebrannter Ton kommt bereits um 1600 vor(Rheinsberg ).

Beachtenswerte Orgelproſpekte ſind in Wuſterhauſen und Granſee in n,. in Rheinsberg und Altruppin in Rokokoausbildung erhalten.

Schöne Emporenbrüſtungen enthält die Kirche von Wuſterhauſen , unter denen namentlich die der Orgelempore durch ihren feinen zierlichen Frührenaiſſancecharakter hervorſticht, während die anderen in Spätrenaiſſance ausgebildet und in der auch ſonſt vorkommenden Art mit Reihen von Bildern aus der bibliſchen Geſchichte geſchmückt ſind.

Von zwei Chorgeſtühlen, die im Kreiſe anzuführen ſind, iſt das ältere und inſofern kunſtgeſchichtlich bedeutſamere der Dominikanerkirche zu Neuruppin leider nur noch in Abbildung erhalten. Es bildet eine wertvolle Ergänzung zu den wichtigen Ge­ſtühlen des Havelberger und des Brandenburger Domes(vgl. TeilWeſtprignitz , S. 80 f. undStadt und Dom Brandenburg , S. 283 ff.). Nach der in den öſtlichen Ländern vorherrſchenden Art waren auch bei dem Neuruppiner Geſtühl die halbhohen Seitenwangen völlig geſchloſſen und nur durch eine groß geſchwungene Umrißlinie in eine maleriſch wirkende Form gebracht. Das Geſtühl von Wuſterhauſen (um 1470), mit ſeinen flott geſchnitzten Köpfen und Standfiguren, zeigt ebenfalls eine faſt geſchloſſene hohe Bretterwange, die nur an. oberen Ende in durchbrochene Architektur aufgelöſt iſt.

Aus nachmittelalterlicher Zeit ſinden ſich ſchöne Geſtühlausbildungen namentlich in Guten⸗-Germendorf, und zwar in zwei verſchiedenen Arten, nämlich in Frührenaiſſance

und in niederdeutſchem Barock, von 1693. Den einfachen und häufigen Typus von

Renaiſſancegeſtühl zeigt der Paſtorenſtuhl in Wuſterhauſen . Geſchnitzte oder auch nur ausgeſchweifte Bankwangen ſind ſehr ſelten; einiges derart findet ſich in Wuſterhauſen ; das Gemeindegeſtühl in Granſee zeigt die in der Hamburger Gegend ſo beliebten ſchmiedeeiſernen Aufſätze für Kerzen und Hüte.

Kleine mittelalterliche Glocken in Zuckerhutform ohne Inſchrift und Verzierung finden ſich auch in dieſem Kreiſe in größerer Zahl, z. B. in Bechlin, Läſikow und Werder, ebenſo größere von der älteſten Art, nur mit ſchlichten Bändern am Halſe, z. B. in Dierberg und Gottberg. Unter den Glocken mit Inſchriften gehört die mittlere von Wuthenow mit einer unverſtändlichen Buchſtabenfolge in Unzialſchrift(darunter einige fremdartigen Charakters) wohl noch dem 13. Jahrhundert an. Wenig ſpäter dürfte auch die mittlere, nach Form und Inſchrift alters tümliche Glocke von Kraatz anzuſetzen ſein. Die ſchöne Majuskelinſchrift der großen Glocke zu Karwe iſt noch in den Mantel geritzt, während die der Glocke von Radensleben zumteil ſchon auf das Hemd aufgelegt iſt. Gemiſchtes Verfahren an