Teil eines Werkes 
Bd. 1, Teil 3 (1914) Die Kunstdenkmäler des Kreises Ruppin / unter der Schriftl. des Theodor Goecke bearb. von Paul Eichholz ...
Entstehung
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LII
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Treppen.

Kamine.

Wände und Decken.

LE. Ruppin.

Formen ſinkt die Formgebung um 1800 herab, wo das freie Ornament der Füllungen zu feiner kannellurenartiger Riffelung vereinfacht wird.

Innere Türen aus der Spätrenaiſſance find durch ihre Verwendung im Rohrſchen Haufe zu Wuſtrau in größerer Zahl erhalten. Es iſt eine Schreinerarchitektur, wie wir ſie ähnlich in Schloß Demerthin in der Prignitz und in reicherer Aus: führung mit etwas niederländiſcher Färbung auf der Plattenburg fanden. In weitem Zeitabſtand treten uns dann prächtige Stücke der Gattung in Rheinsberg entgegen, wo ſie einheitlich mit der ganzen Dekoration der Räume gehalten ſind(ſ. u.).

Ein Teil des inneren Ausbaus des bürgerlichen Wohnhauſes, nämlich die Treppe, hat bei dem Wiederaufbau Neuruppins nach dem Brande z. T. eine recht anſprechende Ausbildung erfahren. Die Treppengeländer zumal bilden mit der be häbigen Wucht ihrer Anfänger eine willkommene Zierde der ſonſt ſehr einfach an gelegten Hausflure.

Ein paar ältere Kamine mit Marmorpfoſten und Stuckverzierung im Barock charakter enthält das Schloß Hoppenrade. Sie werden an Reichtum und Zierlich keit der Formen von denen zu Rheinsberg weit übertroffen, mit Ausnahme einer

kleinen Zahl daſelbſt, die durch ihre einfachen ſchweren Formen ſich der früheren

Zeit anſchließen, während in den übrigen die Feinheit des Rokoko und feiner Ab wandlungen herrſcht.

Öfen mit eiſernen Käſten find vollſtändig nicht mehr erhalten, vielmehr nur einzelne Eiſenplatten davon, fo eine größere von 1643 mit reicher figürlicher Ver­zierung in Meſeberg , zwei von 1737 mit reizvoll entworfenem franzöſiſchem Dekor in der Mühle zu Wuſterhauſen und eine mit Wappenkartuſche in Spiegelberg bei Neuſtadt. Wie aus dem Eiſenkaſten der älteren Kachelöfen ſich unmittelbar der voll­ſtändige Eiſenofen entwickelte, zeigt die äußerſt graziöſe Ausbildung eines ſolchen in Zernickow. Reine Kachelöfen finden ſich verhältnismäßig wenige, fo einer in Zernik kow aus der Spätzeit des 18. Jahrhunderts und einige vom Beginn des 49. Jahr­hunderts in Hoppenrade. Jener hat noch die alte eckige Grundform und nur im Aufſatz mit ſeiner Bogenniſche und der freigeſchwungenen Endigung prägt ſich neben dem Ornament der Stilcharakter aus; dieſe gehen von dem Grundgedanken aus, durch den Ofen etwas vorzuſtellen, ſei es nun einen Säulenſtumpf auf Poſtament oder eine urnenbekrönte Pyramide.

Das Glanzvollſte und Schönſte an innerer Ausſtattung, was der Kreis bietet, findet ſich in Rheinsberg . Hier fand Knobelsdorff das eigentliche Gebiet zur Ent faltung ſeiner hervorragenden Talente und ſchuf in Verbindung mit ſeinem Lehrer Pesne und einer Schar von Bildhauern, Stuckateuren, Malern und Vergoldern einige ausgezeichnete Dekorationen. Leider iſt nur wenig davon erhalten; als ſein eigenſtes Werk können wir nur noch die Ausſchmückung des gemeinſamen mit reicher Vergoldung ausgeſtatteten Vorzimmers des Südflügels, des kreisförmigen Arbeitszimmers des Kronprinzen und des Konzertſaals im Nordflügel anſehen. Er zeigt ſich hier nicht nur als ein begabter Schüler der Franzoſen , ſondern fügt auch aus ſeinem eigenſten, echt deutſchen Weſen mancherlei, u. a. die bewegtere Linienführung und mehr