Taufſchüſſeln.
LIV 7 Ruppin.
Zeit, während die Kuppa durch ihren äußerſt ſtraffen, faſt dreieckigen Kontur und eine beſonders weit ausgeſpannte Offnung ausgezeichnet iſt. Ganz entgegengeſetzt iſt die reiche zierliche Ausbildung des Knaufes an den Kelchen von Kränzlin, Neu— ruppin (Nr. 7) und dem größeren zu Manker, wo plaſtiſche Roſen ſich mit den Zapfen dazwiſchen zu einem Kranze zuſammenfügen.
Reichere Spätrenaiſſancekelche kommen u. a. in Neuruppin , Wuſterhauſen und Gartow vor. Die Formen werden hier wieder kreisförmig, zuletzt ſogar auch der Schaft(ſiehe Tafel 14). An Schmuckmotiven find in dieſer Zeit beſonders Engelsköpfe und Fruchtſtücke beliebt. Auf der techniſchen Herſtellung beruht eine Gattung von Kelchen, bei der in den reich und durchbrochen verzierten halbhohen Becher aus Gelbguß eine beſondere ſilberne Kuppa eingeſetzt wurde. Dieſer Art iſt der noch faſt gotiſche Grundformen aufweiſende Kelch zu Altruppin , deſſen Fuß- und Kuppabecher mit etwas wild verſchlungenem Linienwerk von barocker Stilrichtung überzogen ſind. Von gleicher techniſcher Herſtellungsart, aber reicher plaſtiſcher Formgebung ſind auch die Spätrenaiſſancekelche von Brunn und Groß⸗Mutz.
Die Kelche des 18. und 19. Jahrhunderts ſind faſt durchgehends glatt und einfach gehalten; allen gemeinſam iſt eine beſonders umfangreiche, meiſt bauchig ausgeſchwungene Kuppa.
Von anderen Werken der Goldſchmiedekunſt iſt vor allem das eigenartige, 1476 datierte ſilberne Kruzifir von Neuruppin zu nennen, deſſen magerer Fuß und baumſtammartig ausgebildetes Kreuz für die ſpäte Gotik ebenſo bezeichnend ſind wie die hageren ſehnigen Körperformen und das feingefältelte Lendentuch der Chriſtus— figur. Mittelalterlich ſind auch die Patene zu Wuſterhauſen mit ihren figürlichen Gravierungen und das ſchlichte Ziborium von Lindow ; andere Ziborien, z. T. unvollſtändig erhalten, finden ſich in Wulkow und Granſee . Ein prächtiges Stück der Spätrenaiſſance des 17. Jahrhunderts iſt die humpenförmige Kanne zu Neuruppin
mit reichem getriebenen Schmuck figürlicher und pflanzlicher Art.
Von Gegenſtänden aus unedlem Metall ſeien, abgeſehen von einer aus Meſſing gegoſſenen Monſtranz in Walsleben, zunächſt die meſſinggetriebenen Taufſchüſſeln erwähnt, die auch hier in größerer Zahl auftreten. Anſcheinend ältere Stücke ſind die beiden zu Neuruppin und die zu Lindow . Als Motive der Darſtellung im Grunde treten wiederholt auf der Sündenfall und die Verkündigung, vereinzelt ein Agnus dei, der heilige Georg, ein Pelikan, ein Doppeladler, eine gebuckelte Roſette aus Granatäpfeln und ein ſechszackiger Stern, am Rande Weinlaubranken, laufende Hirſche und mandelförmige Buckelreihen. Die Darſtellungen im Grunde ſind in mehreren Fällen umgeben von den oft beſprochenen dekorativen Inſchriften; bei der großen Neuruppiner Schüſſel wiederholt ſich das eine, vielleicht ‚Glücke“ bedeutende Wort in zwei verſchieden großen Buchſtaben. Eine andere deutungsfähige Inſchrift enthält die Schüſſel von Barſikow: G]. SEAL. REKOR. DE. MC 7D)= ihr ſollt euch meiner erinnern. Die Leſung der Inſchrift auf dem Lindower Becken: EWJSHN(?) BRA (Y) ſteht noch aus. Die Wunſchformeln in den obigen Inſchriften erklären ſich zwanglos aus der Verwendung der Schüſſeln als Geſchenke.