Holzplaſtik.
LX Ruppin.
Ein beachtenswertes Beiſpiel der Denkmalplaſtik aus der erſten Hälfte des 19. Jahrhunderts iſt das ſchöne Halbkreisrelief am Rombergſchen Denkmal im Schloßpark zu Brunn, das der Meiſterhand Drakes ſeine Entſtehung verdankt.
An dekorativer Gartenplaſtik findet ſich einiges von ſehr verſchiedenem Werte im Park von Wuſtrau , im Kreisgarten zu Neuruppin und im Park von Rheinsberg .
Was an figürlicher Holzplaſtik noch vorhanden iſt, beſchränkt ſich, wenn wir von Sammlungen abſehen, auf die ſpätgotiſche Kreuzigungsgruppe in Granſee und eine Anzahl Figuren und Reliefgruppen an Altären. Einen vollſtändigen Schreinaltar mit plaſtiſchen Figuren beſitzt die Kirche in Wuſtrau mit der Verkündigung Mariä als Hauptdarſtellung. Der Typus der großköpfigen Geſtalten, die außerordentlich zarte ſpätgotiſche Laubornamentik laſſen das Werk als ein niederdeutſches aus der Zeit um 1500 erkennen. Herrſchen hier noch die ruhig gehaltenen Standfiguren durchaus vor, ſo zeigen dagegen die Reliefs am Hauptaltar zu Granſee recht bewegte Gruppen in flotter, aber ſtellenweiſe derber Schnitztechnik. Von den zwei der Frührenaiſſance angehörigen kleineren Altarwerken im Kreiſe, zu Rheinsberg und Guten-Germendorf, ſpricht das erſtere zwar durch ſeinen ruhigen architektoniſchen Aufbau von guten Verhältniſſen an, läßt aber im Figürlichen viel zu wünſchen übrig. Anders bei dem Guten-Germendorfer Relief der Dreieinigkeit, deſſen architektoniſche Umrahmung recht kindlich zuſammengeſtückelt iſt, dafür aber im Figürlichen ein tüchtiges Können und gemütstiefe Auffaſſung zeigt. Bemerkenswert als figürliche Schnitzerei iſt außerdem ein Johannisteller mit dem vollrund heraustretenden Kopfe des Täufers zu Rägelin .
Einige recht reizvolle ornamentale Schnitzereien finden ſich an den der Frührenaiſſance(1575) angehörigen Bruchſtücken an der Orgelempore der Kirche zu Wuſterhauſen und den ſchön gezeichneten durchbrochenen Arbeiten an den Eckeinbauten der Schloßkapelle zu Hoppenrade von 1725. Hier und da zeigen ſich auch an Altären und Kanzeln prächtige Akanthusranken, wie die an den Kanzeln von Altruppin und dem Altar zu Bechlin. Auch Holzepitaphien mit figürlicher Schnitzerei treten vereinzelt auf, ſo in Meſeberg das des Otto v. d. Gröben, um 1700.
Das Feinſte, was die Rokokozeit an dekorativer Schnitzerei hinterlaſſen hat, bergen die einſt prächtig ausgeſtatteten Räume von Schloß Rheinsberg , wo namentlich die Türen im Konzertſaal ſich durch ihre figürlichen Szenen in erhabener Arbeit auszeichnen.
Stuck findet ſich verhältnismäßig wenig im Kreiſe. Erwähnenswert ſind von älteren Stuckarbeiten die beſcheidenen Anfänge der Deckenverzierung in der Kirche zu Altruppin gegen 1600. Von der Blüte der Stuckatorenkunſt um 1700, die anderwärts in der Provinz(vgl. Teil„Stadt Frankfurt “ hervorragend Tüchtiges zutage gefördert hat, iſt im Kreiſe Ruppin nichts zu bemerken. Auch von Stuckarbeiten aus Knobels— dorffſcher Zeit iſt in Rheinsberg wenig mehr vertreten; bei den unter Prinz Heinrich ausgeführten Arbeiten vertritt das Figürliche hauptſächlich der Stukkateur Burgemeiſter mit ſeinen Karyatiden des Treppenhauſes, während die ornamentalen Stuckaturen an Decken und Wänden zum größten Teil von Gigel herrühren.