Kunſtgeſchichtliche Nberficht. LXI
Recht wertvolle Stücke figürlicher Plaſtik finden ſich als Sammlungsgegenſtände Sammlungen. zu Radensleben, Wuſtrau und Meſeberg. In Wuſtrau herrſcht die deutſche kirchliche Holzplaſtik vor, auch finden wir dort eine Anzahl Porzellanfiguren des 18. Jahrhunderts, während in Radensleben die italieniſche Kunſt überwiegt. Von den zwei Marmorreliefs in Meſeberg gehört das eine der Antike, das andere der Werkſtatt Canovas an.
Malerei.
Die älteſten Reſte von Malerei im Kreiſe beſtehen in einer ornamentalen Aus. Gotiſche ſchmückung von Granitbauwerken, in erſter Linie des Kapitelhauſes von Kloſter Außen· Lindow . Seine beiden Giebel waren mit Ausnahme der deutſchen Bänder an den bemalung Kanten überputzt und mit geometriſchen und architektoniſchen Motiven in mehreren Farben bemalt. Ähnliches, wiewohl geringer an Umfang und Farbenwechſel, findet ſich zu Rönnebeck, Teſchendorf und Vielitz, namentlich in Form von Geſimsfrieſen unter den Traufen. Mit dem gotiſchen Zeitalter verſchwindet dieſe Art äußerer Bemalung in unſerm Kreiſe.
Das älteſte Beiſpiel von Tafelmalerei und zugleich eine Leiſtung ganz hervor⸗ Tafelmalerei. ragender Art iſt der herrliche kleine Flügelaltar zu Granſee . Bewunderungswürdig ſind daran die äußerſt geſchickte Kompoſition, die reizvolle Ausgeſtaltung der vegetabiliſch-architektoniſchen Umrahmung der einzelnen Gruppen, ihre zarte Modellierung und im Ton wechſelnde Vergoldung ſowie der Liebreiz in den Köpfen der weiblichen Figuren und die feine Durchführung der Gewandung. In Anbetracht der Bedeutung des Werkes iſt um ſo mehr zu bedauern, daß für ſeine Herkunft zunächſt keine beſtimmten Anhaltepunkte vorliegen. Vielmehr muß man ſich begnügen, nach dem Charakter der Ornamentik, den Formen der Möbel und der Art des zum Teil ſchon knittrigen Faltenwurfs die Zeit auf etwa 1500 feſtzuſtellen.
Damit iſt die mittelalterliche Malerei im Kreiſe vollſtändig erſchöpft, wenigſtens wenn wir von dem trotz des Brandes in den neunziger Jahren des 19. Jahrhunderts. noch immer reichen Beſtande der v. Quaſtſchen Sammlung in Radensleben an mittelalterlichen Tafelgemälden abſehen. Bei der gleichen Vorausſetzung findet ſich, außer den auch hier zahlreich vertretenen Bildniſſen von meiſt nicht hervorragenden Künſtlern, auch aus der ſpäteren Zeit, verhältnismäßig wenig Bemerkenswertes. Es ſind die mehr oder weniger handwerksmäßigen dekorativen Bilder an Altären, Kanzeln und Emporenbrüſtungen aus der bibliſchen Geſchichte, mit welchen die Barockzeit ihre Kirchen ſchmückte und damit oft recht annehmbare Wirkungen erzielte, z. B. an den Emporen von Wuſterhauſen . Aus dem 19. Jahrhundert finden ſich etliche recht tüchtige Arbeiten der Slmalerei, beſonders Landſchaften und Porträts in Schlöſſern(3. B. Meſeberg, Wuſtrau , Karwe und Radensleben).
Die einzigen Deckengemälde des Kreiſes find die von Pesne, Mitte des 18. Decken und Jahrhunderts in Rheinsberg geſchaffenen. Mit ſeiner Verwendungsart und Auffaſſung Wandmalerei. der antiken Götterwelt begegnete der Maler ſich darin in vorzüglicher Weiſe mit den Anſchauungen ſeines hohen Gönners, der ſeinerſeits in ſeiner Schwärmerei für