Teil eines Werkes 
Bd. 1, Teil 3 (1914) Die Kunstdenkmäler des Kreises Ruppin / unter der Schriftl. des Theodor Goecke bearb. von Paul Eichholz ...
Entstehung
Seite
49
Einzelbild herunterladen

Granſee (Pfarrkirche). 49

ſprüngliche Zugang war vermutlich von Weſten her durch eine jetzt vermauerte Tür. Aus der Sakriſtei konnte der Geiſtliche über eine jetzt als Zugang dienende etwas gewundene Treppe unmittelbar nach dem benachbarten Altarraum gelangen. Sie iſt mit Kreuzgewölben auf Birnſtabrippen überſpannt, ihre Wände ſind ausgiebig von tiefen breiten Niſchen durchbrochen, die als Wandſchränke dienten und in deren Leibungen man noch die Nuten der zugrunde gegangenen Fachbretter ſieht. Infolge dieſer Anlage liegt der darüber befindliche Teil des ſüdlichen Seitenſchiffs ſieben Stufen über dem Altarraum. Hat auch dieſe Art der Anordnung der Sakriſtei an ſich nichts Befremdendes(es ſei nur an ü.. die ebenfalls tiefer liegende Sakriſtei von, SL 3 St. Nikolai in Brandenburg erinnert), ,, e.© fo muß doch dahingeſtellt bleiben, ob fie. h nicht als Notbehelf aufzufaſſen iſt, der 3 ſich als Folge der Ausbildung eines er­höhten Chores in der Nähe des Altars ergab. Ob dieſer Chor den in Granſee frühzeitig nachweisbaren Kalandsbrüdern oder irgendeiner anderen Ordensgemein­ſchaft oder kirchlichen Gilde zugedacht war, iſt vorläufig weder aus dem Befunde des Bauwerks, noch aus den kärglichen ge­ſchichtlichen Nachrichten endgültig zu ent­ſcheiden.

4. Bauzeit. Einer etwas ſpäteren Zeit muß das dritte Geſchoß des Weſtbaus zugewieſen werden, das durch die ſpitzige Form ſeiner breiten dreiteiligen Blenden zwar ebenfalls noch den Eindruck frühgotiſcher Bauweiſe macht, aber durch ſein in Farbe und Textur von dem des unteren Geſchoſſes verſchiedenes Backſtein material ſich deutlich von dieſem ſcheidet(Taf. 1). Bis hierher ſtellt der Weſtbau noch eine breite ungeteilte Maſſe dar, deren Flächen indeſſen durch die erwähnten Blenden vor­trefflich belebt ſind. Dies Geſchoß iſt in beiden Türmen durch einen vier Schichten breiten Maßwerkfries abgeſchloſſen. Hier begann nun die Trennung in zwei geſonderte Türme mittels eines ſchmalen Zwiſchenraums, der durch ein Pultdach abgedeckt wurde, das unmittelbar über der mittleren ſchmalen Blende des letzten gemeinſamen Geſchoſſes anſetzte(Taf. IM). Die an der trennenden Lücke liegenden Turmmauern mußten von großen Bögen getragen werden, die noch heute in ihrer urſprünglichen Geſtalt erhalten und mit der öſtlichen und weſtlichen Außenmauer des Weſtbaus in Verband ſind. Im unmittelbaren Anſchluß hieran führte man den Süd­

4

> MMS UL

N

Abb. 38. Granſee. Pfarrkirche, Teil des Oſtgiebels.

Kunſtdenkm. d. Prov. Brdbg. IJ. 3. Ruppin.