7. Bauzeit. Nach dem Vorbilde des Südturms wurde der Nordturm bis
zum Beginn des Achtſeits weiter geführt und vorläufig mit einem Holzdach ge
ſchloſſen. Im Jahre 1609 wurde der maſſive Helm des Südturms wiederhergeſtellt, nachdem er 100 Jahre in ruinenhaftem Zuſtande verblieben war. Im Jahre 1719 bemühte man ſich, das ſtumpfe Notdach des Nordturms durch Aufſetzen einer hohen ſchlanken Spitze mit dem Helm des Südturms einigermaßen in Einklang zu bringen. 8. Bauzeit. Bei dem großen Brande (1711) hatte die Kirche ihren Dachſtuhl verloren, deſſen Einſturz naturgemäß auch die Gewölbe gefährdete. Aus Beſorgnis, daß die Laſt des mächtigen Oſtgiebels für den Tragebogen zwiſchen den beiden öſtlichen Schiffspfeilern zu groß ſein möchte, entlaſtete man dieſen wohl damals durch einen überſtarken rechteckigen Pfeiler zwiſchen zwei Rundbögen, deſſen weſt— liche Fläche man durch einen ſchmalen aber hohen zweiſtöckigen Altaraufbau deckte(Abb. 42). Derſelben Zeit verdanken wohl auch die Scheide wände, welche die letzten Joche der Seitenſchiffe vom Altarraum abtrennen, ihre architektoniſche Gliederung mit Pilaſtern und Stichbogenöff— nungen. Die in den ſechziger Jahren des 19. Jahrhunderts vorgenommene Wiederherſtellung der Kirche erſtreckte ſich auf die Emporen, die Kanzel, das Geſtühl und die Gewölbe, welche den Weſtbau über dem zweiten Geſchoß ab— ſchlie ßen. ⸗. Abb. 42. Granſee. Altar. Die aus Backſtein gemauerte Pfarrkirche, Aufbau des Hauptaltars. Menſa hat an beiden Seiten und an der Rückſeite Wandniſchen. Der hohe barocke Aufbau von 1739(Abb. 42) iſt offenbar in ſeinen Verhältniſſen dem kurz vorher errichteten Notpfeiler angepaßt. Die Säulen und das Gebälk des unteren ſeiner beiden Geſchoſſe umrahmen eine holzgeſchnitzte figurenreiche ſpätgotiſche Darſtellung Golgathas mit der Kreuzigungsgruppe(Taf. 2); Figuren und Hintergrund waren nach Beckmann(Nachlaß) einſt ſtark vergoldet. Auch das obere Geſchoß enthält eine Anzahl gotiſcher geſchnitzter Figuren, drei männliche und drei weibliche, die von der Hauptdarſtellung vom früheren ſpätgotiſchen Hauptaltar herrühren und willkürlich zuſammengeſtellt ſind; das gleiche gilt von der Predella mit der Darſtellung des Leichnams Chriſti.
6 2