Teil eines Werkes 
Bd. 1, Teil 3 (1914) Die Kunstdenkmäler des Kreises Ruppin / unter der Schriftl. des Theodor Goecke bearb. von Paul Eichholz ...
Entstehung
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70 Ruppin.

durchweg viereckigen Lug- oder Weichhäuſern beſetzt(Abb. 57. Knuth ver­zeichnet ihrer 33, doch waren es urſprünglich noch einige mehr. Der durch den Gehronſee gewährte Schutz machte am Nordweſtteil der Mauer die Weichhãäuſer entbehrlich, daher fehlen ſie dort faſt ganz. Die beiden einzigen Feldſteintürme von halbrunder Form ſtehen auf der Nordſeite der Stadt öſtlich vom Garten der Metzentinſchen Gaſtwirtſchaft. Die eckigen Weichhäuſer ſind zwar von verſchiedener Breite und waren wohl auch von ungleicher Zahl der Geſchoſſe, aber im übrigen weſentlich von der Anlage, die durch Abb. 57 dargeſtellt iſt. Alle waren an der Stadtſeite offen und ſprangen nur feldwärts vor die Mauer, jedoch mit drei Aus: nahmen an der Oſtſeite der Stadt beim Friedhofe, welche mit den Seitenmauern etwa 1 m einwärts aus der Mauer vortreten. Die Mauern der Weichhäuſer ſind außen geböſcht. Die von der Stadt aus linksſeitigen ſind doppelt und aus Backſtein ausgeführt und enthalten eine ſchmale Steintreppe nach dem erſten Obergeſchoß. Die gegenüberliegenden Seitenmauern ſind ſtets aus Feldſtein . Das Erdgeſchoß hatte keine Schießſcharten, ihre Anordnung in den oberen Geſchoſſen zeigt die Abb. 57. Nur bei zwei Weichhäuſern iſt noch das zweite Obergeſchoß teilweiſe erhalten. Von den nach der Merianſchen Anſicht(Abb. 30) damals noch bei einigen vorhandenen Dächern findet ſich nichts mehr vor. Die Weichhäuſer an der weſtlichen Hälfte der Südſeite ſind meiſt ſchmal und in einer Miſchtechnik erbaut, bei welcher der Feldſtein noch vorherrſcht. Weiterhin nach Oſten gewinnen ſie an Breite und Stockwerkzahl, ſowie der Backſtein an Umfang der Verwendung; ſelbſt die Abdeckung der Stadtmauer iſt hier in dieſem Material ausgeführt. Gleichzeitig tritt dann auch ein deutſches Band als Schmuck der Außenſeiten der Weichhäuſer auf..

Die beiden Tore waren(nach Bratring, Grafſchaft Ruppin , S. 365 ff.) früher dreifach, ſind aber jetzt nur einfach, d. h. ohne Zwinger und Vortore.

Von dem Ruppiner Tor iſt der Torturm , der(nach Bratring, S. 365 ff.) 1799 noch vollſtändig war, größtenteils noch erhalten(Abb. 58 52). Er bildet einen eigenartigen und anſehnlichen, monumental durchgeführten Bau. Durch ſein einſt mit Balkendecke, bei der Wiederherſtellung mit einem Kreuzgewölbe verſehenes Erdgeſchoß (Abb. 59) führt das nicht weite Spitzbogentor. Südlich daneben liegt, wie bei den Weichhäuſern, eine Treppe in der Mauer(Abb. 59). Auf der Feldſeite ſpannt ſich hoch über der Durchfahrt ein mächtiger Spitzbogen zwiſchen die ſtrebepfeilerartig vorſpringenden Seitenmauern. Er trägt eine Art: Wehrgang, durch deſſen Fußboden man den gegen das Tor anſtürmenden Feind mit Steinen, Pech uſw. bewerfen konnte. Neben der Durchfahrt ſelbſt bemerkt man außen noch die Schlitze, welche einem Fall­gatter zur Führung dienten. Reſte des einſtigen Vortores zeigt noch das Bild von Alberti(Abb. 62). Die durch Blenden und Frieſe gegliederte Stadtſeite zeigt Abb. 60 vor der Wiederherſtellung, Abb. 58 in der Ergänzung(nach Adler), Abb. 61 gibt den jetzigen Beſtand nach der Ende des vorigen Jahrhunderts erfolgten Wiederher­ſtellung durch Krüger.

Das Zehdenicker Tor ſcheint nach der Abbildung der Stadt bei Merian dem Ruppiner ganz ähnlich geweſen zu ſein. 1715 wurde ſein oberer Teil vom Sturm