Teil eines Werkes 
Bd. 1, Teil 3 (1914) Die Kunstdenkmäler des Kreises Ruppin / unter der Schriftl. des Theodor Goecke bearb. von Paul Eichholz ...
Entstehung
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Ruppin.

Kränzlin.

Rränjlin, Dorf 4 km weſtlich von Neuruppin . Landgem. 305 Einw., 635 ha, Gutsbez.(2 Anteile) 164 Einw., 799 ha.

Krencelin wird bereits in einer abſchriftlich erhaltenen Neuruppiner Urkunde von 1291 erwähnt, ſowie in einer Urkunde von 1315(Bratrings Sammlung, vgl. Riedel, Codex IV , 283 f.). In dem von den deutſchen Koloniſten des 13. Jahr hunderts mit 54 Hufen, darunter 3 Pfarrhufen, ausgeſtatteten DorfeKrentzelien ſo heißt es im Schoßkataſter von 1624 waren von je mehrere Adlige, beſonders die Fratze, wie aus demRuppinſchen Buch im Geheimen Staats archiv erhellt(Rep. 78. 28, fol. 71), begütert, und laut Kopialbuch des kurfürſtlichen Kanzlers Weinlöben von 1541 wurden die Untertanen des Balthaſar Eichſtedt, Albrecht Gulen und Merten Fratzen, zur Zahlung des Zehnten angehalten. Die v. Fratz ſtarben nach 1700 aus, und zu Beginn des 19. Jahrhunderts befand ſich ein Rittergut im Beſitz der v. Zieten zu Wildberg ; zwei Güter gehörten den Lehmann, an deren Stelle 1815 die Scherz traten, während die Zieten ſich behaupteten. Schinkel und Fontane ſtanden zu dem Dorf in engen Beziehungen: jener weilte oft in dem Pfarrhaus bei ſeiner verheirateten Schweſter, dieſer ſpricht in dem Brief an ſeine

Abb. 100. Kränzlin. Oſtgiebel der Kirche. Mutter vom 29. Mai 1869 von denſchönen Tagen, die er in dem Scherzſchen Hauſe verlebt.

Die nicht große Feldſteinkirche beſteht aus kurzem Schiff, gleich breitem Turm und einem eingezogenen Chor, der etwas länger als breit iſt. Sie wurde 189596 ſtark verändert. Auf den mit neuem Weſtportal verſehenen Stumpf des ehemaligen oblongen Turmes wurde mittels eiſerner Träger ein neuer quadratiſcher aufgeſetzt, deſſen ins Achteck übergeführtes Dach in ſteilem Spitzhelm ſchließt. Auch die Fenſter, Geſimſe und Decken von Chor und Schiff wurden erneuert, fo daß von der alten Kirche nur noch die Umfaſſungsmauern und vor allem der Oſtgiebel mit ſeinem dreiteiligen Backſteinfenſter(29* 13* 10 em) und den Blenden im Giebel­dreieck erhalten blieben(Abb. 100. ö

Ein ſchöner kleiner gotiſcher Kelch(Abb. 101, ſilbervergoldet. Der Fuß in Sechspaßform, der Knauf ſehr reich ausgebildet mit eingravierten Maß­werkformen, die Zapfen mit Edelſteinimitation, dazwiſchen ſechs kleine Roſen. Am Fuße vier Wappen und eine Inſchrift in römiſchen Majuskeln:DIESEN KELCH HAT WULF FRATZ UND SEINE HAUSFRAU MARIA RIBBEN ZU GOTTES EHREN GEGEBEN. 1600.