Teil eines Werkes 
Bd. 1, Teil 3 (1914) Die Kunstdenkmäler des Kreises Ruppin / unter der Schriftl. des Theodor Goecke bearb. von Paul Eichholz ...
Entstehung
Seite
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140. Ruppin.

Die Kirche entſpricht im Kern ihrer Umfaſſungsmauern aus annähernd. vier: kantig zurechtgehauenen Feldſteinen vollſtändig ihrer erſten Anlage im 13. Jahrhundert. Sie beſteht aus einem Schiff, das mit dem breit vorgelagerten Turmhauſe und ebenſo mit dem eingezogenen Chor durch je eine große Spitzbogenöffnung vereinigt iſt(Abb. 126). Von der einſtigen Aufſtellung des Altars in dem damals noch nicht von der Kirche abgetrennten Chore zeugt die dort noch in der Oſtmauer befind­liche, dreieckig geſchloſſene Kredenzniſche. Eine in der Oſtwand des Chores angebrachte Gruppe von drei hohen Spitzbogenfenſtern mit höherem Mittelfenſter iſt in Spuren noch erkennbar; die urſprünglichen Fenſter des Langhauſes waren ohne Zweifel von der gleichen Art. Auch die alten Fenſterſpuren am Turm laſſen noch die frühgotiſchen Formen erkennen, und zwar nicht nur die Schallöffnungen der erſichtlich ſpäteren, jetzigen Glockenſtube, ſondern auch die größeren Spitzbogenfenſter in dem einſt gewölbten hohen dritten Geſchoß und die ſchmalen in den Seitenflächen des zweiten. Das Erdgeſchoß des Turmes war nach außen nur von dem gleichfalls ſpitzbogigen und zweimal in Granit abgeſtuften Weſtportal durchbrochen. Der faſt 15 m breite Weſt­bau dürfte ſchon durch ſeine Abmeſſungen die urſprüngliche Abſicht einer zweitürmigen Weſtfront verraten, wie ſie entſprechend großartiger in Granſee durchgeführt iſt. Offenbar haben aber ſchon frühzeitig die Mittel zur Durchführung gefehlt. Der Abſatz in Höhe der Kirchentraufe deutet auf die erſte Stockung; die Erhöhung und das jetzige oberſte Geſchoß waren offenbar nur Notbehelf, um die äußerſt gedrückten Verhältniſſe des Unterbaues einigermaßen zu verbeſſern.

Im Jahre 1730 wurde nach Beckmanns Nachlaß die Kircherepariert und ausgeziert. Dieſer Wiederherſtellung iſt ohne Zweifel die Vergrößerung und Um­änderung der Fenſter zuzuſchreiben, die jetzt im Chor und Langhauſe ſämtlich im Rundbogen geſchloſſen ſind. Am Turm ſind vermutlich ſeine Abtrennung vom Schiff durch eine Mauer mit Rundbogentür, die Anlage von Ochſenaugen in den Seiten­mauern ſeines Erdgeſchoſſes ſowie die Vermauerung der meiſten oberen Turmfenſter darauf zurückzuführen, vielleicht auch die Umänderung des ſüdlichen Schiffsportals zu einer einfach geputzten Rundbogentür.

Der Bauherr, Dompropſt Bredow, dem dieſe Wiederherſtellung der Kirche zu verdanken war, ſtarb nicht lange danach im Jahre 1739. Für Aufſtellung ſeines Sarkophages richtete man damals den Chor der Kirche zu einem Mauſoleum ein, in­dem man den Altar von ſeiner urſprünglichen Stelle an ſeine jetzige weſtlich vom Triumphbogen verſchob. Dieſer wurde dadurch faſt ganz geſperrt, und man mußte, um ſeitwärts davon Durchgänge zu gewinnen, von feinen Gewänden etwa 30 em abhauen. Der hierdurch in Höhe von 2,50 m entſtehende Rückſprung wurde durch zwei ſtuckierte Engel in Hermenform verdeckt. An die Stelle des beſeitigten Altars trat nun der Sarkophag des Verſtorbenen, den man mit dem Kopfende in eine eigens dafür angelegte Niſche in der Mitte der Oſtwand ſtellte. Dieſe wurde mit einem Aufbau aus Marmor und Stuck umgeben, der in neuerer Zeit wieder zerſtört worden und nur noch in Spuren erkennbar iſt. Eine Verkürzung der ſeitlichen Chorfenſter gehört vermutlich der damaligen Umgeſtaltung des Raumes an.