Ruppin.
Im Jahre 1633 geboren, war er 1655 in ſchwediſche Dienſte getreten und hatte 1659 bei der Belagerung von Kopenhagen ein Bein eingebüßt. Die Ehe, die er 1661 mit der Gräfin Brahe ſchloß, ſetzte ihn in den Beſitz beträchtlicher Mittel, ſo daß er zum Ankauf von Neuſtadt ſchreiten konnte, wo die Königsmark nie heimiſch geworden waren. Durchaus nicht von weichlich-romantiſcher Gemütsanlage, hatte er vielmehr kaltblütig und entſchloſſen die Leiden des Lebens zu überwinden ver— mocht und die Ziele, die er ſich geſetzt, trotz allem zu erreichen verſtanden. So erwies er ſich als ein höchſt tätiger und einſichtsvoller Förderer des Ländchens und ſeiner Umgebung, gründete Eiſenhütten, Glas⸗ und Spiegel⸗Manufakturen, legte Papier⸗ und Schneidemühlen, Ziegeleien ſowie eine Stuterei an. Da er hier öfters Hof hielt, lag ihm viel an einer Verſchönerung des Ortes, der ihm auch die Anlage eines Tiergartens verdankte. Seine Haupttat aber war, daß er die Erhebung des Fleckens zur Stadt durchſetzte, worüber Kurfürſt Friedrich Wilhelm am 24. Auguſt 1664 einen Gnadenbrief ausſtellte.
Die Stadtgründung iſt, ähnlich wie die Erhebung des Dorfes Lützow zur Stadt im Jahre 1705, ein ſeltener Fall in der märkiſch- brandenburgiſchen Geſchichte aus der Zeit von 1650— 1850; ähnliche Fälle ſind dagegen in dem benachbarten Sachſen häufiger, wo das jetzt brandenburgiſche Dobrilugk auch damals zur Stadt erhoben wurde. 1670 war der Landgraf in die Heeresdienſte des Großen Kurfürſten getreten. Sein Anteil an der Verjagung der Schweden aus dem Havelland und dem Lande Ruppin iſt bekannt. Da er 1681 nach dem Tode ſeiner älteren Brüder zur Erbfolge berufen wurde, zog er ſich nach Homburg zurück, wo er gleichfalls als Städtegründer tätig war. 1694 tauſchte er die auf 114000 Taler bewerteten, ihm jetzt allzu entlegenen Neuſtädter Beſitzungen gegen Sbisfelde im Herzogtum Magdeburg beim Kurfürſten Friedrich III. ein. Dieſer übertrug Danckelmann die Oberaufſicht und de Moor beſonders die Spiegelfabrik, die bereits 1694 einen jährlichen Reingewinn von 16000 Talern abwarf und„einen herrlichen Fortgang nahm.“ Dazu wurde der 1713 den Staatsdomänen einverleibte Beſitz durch Ankäufe, beſonders von Dreetz , erheblich vergrößert.
Im Städtchen, das ſeine Jahrmärkte gegenüber Wuſterhauſen nicht behaupten konnte, beſtand die„Hauptnahrung“ im Branntweinbrennen, Brauen und Kleinhandel; Ackerbau und Viehzucht dagegen waren unbedeutend. Die Einwohnerzahl ſtieg ſehr an, von 220 im Jahre 1722 auf 700 gegen Ausgang der Regierung
Abb. 158. Neuſtadt. Grundriß der Kirche.