Teil eines Werkes 
Bd. 1, Teil 3 (1914) Die Kunstdenkmäler des Kreises Ruppin / unter der Schriftl. des Theodor Goecke bearb. von Paul Eichholz ...
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210 Ruppin.

zogen. Zum Umbau des alten Schloſſes und zur Neueinrichtung ſteuerte der König 50000 Taler bei, während die kronprinzliche Kaffe für die übrigen recht beträchtlichen Koſten aufzukommen hatte. Am 9. Auguſt 1736 meldete Friedrich freudig feiner Schweſter Wilhelmine , daß er demnächſt ſein neues Schloß zu beziehen gedenke, er hoffe, dort die Annehmlichkeiten des ländlichen Lebens zu genießen und, nach langem Umherirren im Sturm, Ruhe und Frieden zu finden. Seine Hoffnungen gingen im ſelben Monat noch in Erfüllung, und im Frühjahr 1737 ſchrieb er dem ihm befreundeten ſächſiſchen Geſandten in Petersburg :Ich bewundere die Pracht des Kaiſerhofs und die Truppenſchar der Garden auf dem Eiſe. Aber das alles und das Dreifache könnte mich nicht auf den Gedanken bringen, Rheinsberg zu verlaſſen. Und in einem Briefe an den Prinzen Wilhelm von Oranien vom 7. September 1737:Ich laſſe Gärten anlegen(je fais acomoder des jardeins) und Ländereien urbar machen und begnüge mich, dem Menſchengeſchlecht in einiger Hinſicht eher nützlich zu ſein, als ihm ge­fährlich zu werden. Ich befinde mich in der Lage jener Schauſpieler, die darauf warten, daß ſie an die Reihe kommen und den anderen Rollen geringe Aufmerkſamkeit ſchenken. Harmonie zeichnete den Hof des jungen Kronprinzen aus. Das Verhältnis zu ſeinem Vater, den er über alles, die Einweihung der Glashütte 1737 ſowie das An pflanzenguhter Obtſtböhme, auf dem Laufenden hielt, wurde beſonders von 1739 an herzlich; zu ſeiner Gemahlin hatte er damals gute Beziehungen. Ein angeregter Freundeskreis umgab ihn. Arbeit und Erholung wechſelten miteinander ab.

Den Bewohnern des Städtchens, die von 1734 an von den bis dahin ihren Edelleuten geleiſteten Hofdienſten befreit worden waren, boten ſich endlich Ausſichten auf auskömmlichen Unterhalt, um ſo mehr als Friedrich Wilhelm J. dem Generaldirektorium am 30. Juni 1734 zur Pflicht gemacht hatte, der Stadt aufzuhelfen. Bei dem großen Brande im April 1740 ſtellte der Staat nicht allein Mittel, ſondern auch Baumeiſter und Künſtler zur Verfügung, und ähnlich wie kurz zuvor in Templin ging der Wieder aufbau mit einer Ausweitung des Städtchens Hand in Hand.

Bedeutungsvolle Stunden verlebte hier der junge König im Oktober 1740; inRemusberg reifte in ihm der Gedanke, den Waffengang mit dem Hauſe Sſterreich zu wagen. Doch in den folgenden Jahren wurde Rheinsberg durch Charlottenburg und dann durch Potsdam verdrängt. Den geſamten Beſitz empfing laut Urkunde vom 29. Juni 1744 der damals erſt 18 jährige Prinz Heinrich als Geſchenk. Nur noch einmal, im Juli 1746, ſtattete der KönigRemus­berg einen flüchtigen Beſuch ab, tief bewegt durch die Erinnerungen ſeiner Jugend. Ein Jahr darauf ließ er ſeine Rheinsberger Bibliothek nach Sansſouci überführen. Von dem Leben, das Prinz Heinrich hier führte, von der Erweiterung und Aus ſchmückung der Gärten bietet Baron v. Bielfeld in feinen Lettres familieres lebens: volle Schilderungen. Die Ankunft hoher Gäſte wie der Königin-Mutter oder der Großen Landgräfin, Karoline von Heſſen, wurden pomp⸗ und humorvoll zugleich begangen. Selbſt während des Siebenjährigen Krieges führte des Prinzen Intendant, v. Reiſewitz, viele Bauten aus. Vom Mai 1763 an brachte der ruhmgekrönte Sieger von Freiberg , ein Freund des Landlebens, hier den größten Teil des Jahres zu, fern