Teil eines Werkes 
Bd. 1, Teil 3 (1914) Die Kunstdenkmäler des Kreises Ruppin / unter der Schriftl. des Theodor Goecke bearb. von Paul Eichholz ...
Entstehung
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Rheinsberg (Kirche). 921.

von 1740 erhielt fie die noch jetzt vorhandene leicht gekrümmte Pyramidenform (Abb. 196). In der Wetterfahne ſteht die Jahreszahl 1799.

Die Kirche wurde nach den Inſchriften am Oſtteil der Gewölbe in den Jahren 1739, 1788, 1836 und 1855 ausgebeſſert. Bei der Erneuerung des Außeren um 1900 wurde der Bau ohne Rückſicht auf das verſchiedenartige Gefüge feiner Mauern mit einer gleichmäßigen, nüchternen, dicken Putzſchicht überzogen, welche ihn leider ſeiner geſchichtlichen Prägung beraubt und ſeine Erſcheinung erheblich beein­trächtigt hat. Die Bemalung des Innern im Jahre 1913 betraf hauptſächlich die Ausſtattungsſtücke.

Der Altar hat einen hölzernen Aufbau von 1574(Abb. 198). Im mittleren Schrein eine Golgathagruppe, in den Seitenteilen über dem Bredowſchen Familienwappen Engel mit den chriſt­lichen Symbolen, über dem Gebälk links eine Pietas, rechts die Taufe Chriſti, an der Predella ein gemaltes Abendmahl, an welchem merkwürdiger­weiſe Luther und andere mit Heiligenſcheinen ver­ſehene Reformatoren teilnehmen. Das Ganze zeugt von noch unvollkommener Bekanntſchaft mit den Formen der Renaiſſance und nicht allzu bedeuten­dem Können; die Kapitelle der Säulchen find deck blattlos und wie auch die Figuren unbeholfen. Deſſen Abb. 19. Rheinsberg. ungeachtet entſpricht der Aufbau in ſeiner Gruppie⸗ Seitenanſicht des Altartiſches(nach rung und feinen Verhältniſſen recht gut dem Kirchen⸗ Bergau, Fig. 240. raum, ſeinen Säulen und Denkmälern. Eigen­artig iſt die Ausbildung der aus Backſtein ausge führten Menſa(Abb. 199) mit ihren jederſeits drei kleinen, von ſcharf profilierten Bändern umgebenen Säulchen, den dazwiſchen liegenden Niſchen, zwei rechteckigen, von Karnieſen umrahmten Vorſprüngen auf der Rückſeite und der kräftigen in Renaiſſancecharakter gehaltenen Profilierung von Baſis und Altarplatte.

Die Kanzel, die vom Altar getrennt vor der nördlichen Leibung des großen Verbin­dungsbogens ſteht(Abb. 197), iſt von achteckiger Grundform, ihr Fuß ganz ſchlicht und von nüchterner Profilierung, die Ecken der Kufe ſind mit Hermenpilaſtern beſetzt. In den Füllungen dazwiſchen ſind flache Rundbogen auf Baluſterſäulchen angedeutet, die in handwerklicher Malerei neben einigen Wappen(Bredow) die Geſtalten des guten Hirten und des Moſes mit den Geſetzestafeln enthalten. Die verkümmerte Bekrönung des Schalldeckels und andere Teile der aus dem 16. Jahrhundert ſtammenden Kanzel zeugen von mehrfachen Veränderungen, welche ſie erlitten hat.

Die Orgel hat einen zierlichen Rokokoproſpekt, der nach einer Inſchrift wohl 1878 aufgefriſcht wurde.

Die Taufe aus gebranntem Ton in Achteckform iſt eine Frührenaiſſancearbeit, die Füllungen des Gefäßes ſind abwechſelnd mit erhabenen Wappen und ver­ſchiedenen Darſtellungen Chriſti in Relief geſchmückt.