Teil eines Werkes 
Bd. 1, Teil 3 (1914) Die Kunstdenkmäler des Kreises Ruppin / unter der Schriftl. des Theodor Goecke bearb. von Paul Eichholz ...
Entstehung
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Rheinsberg (Schloß, Baugeſchichte).

hältnis Verdacht erregen. Auch die geſamte Lage läßt ſich ſchwer mit der wirklichen ver­einigen, ebenſowenig wie mit den im jetzigen Schloſſe noch enthaltenen älteren Reſten. Es bliebe die Annahme, daß hier ein Bild des älteren Zuſtandes etwa vor dem Neubau des Joachim v. Bredow von 1566 vorliegen könnte. Als ſolches entzieht es ſich indes aus Mangel an weiteren Anhaltspunkten für ſeine Überein­ſtimmung mit der Wirklichkeit völlig der Be­urteilung. Die in dem jetzigen Bau noch erhaltenen Reſte, nämlich der runde Turm am Weſtende des Südflügels und die zunächſt angrenzenden 7 Erdgeſchoßräume gehören höchſtwahrſchein⸗ e lich jenem bald nach dem Brande des Jahres inn 1566 ausgeführten Neubau an, vor allem AA wegen der rippenloſen gratigen Kreuzgewölbe, wie ſie zwei Jahre ſpäter auch in der Kirche aus­geführt wurden. Der Turm, der ſog.Klingen­berg, der als Gefängnis diente und mit einer Schlaguhr verſehen war, hatte namentlich in bezug auf das Dach offenbar damals ſchon die noch jetzt beſtehenden Verhältniſſe und die Erſcheinung, wie fie die Knobelsdorffſche Zeichnung(Abb. 201) gibt). Beachtenswert iſt ſeine in die Nordfront verſchobene Stellung. An ihn lehnte ſich ein ſchlanker Treppenturm an der Stelle, wo auch heute ein Treppenbau liegt. Allem Anſcheine nach befand ſich am entgegengeſetzten Ende des Flügels gen Oſten die einſtige Küche, die im Jahre 1739(vgl. den Brief Friedrichs des Großen, Oeuvres. XXVII, 3, S. 115) einzuſtürzen drohte, indeſſen wieder ausgebeſſert, ſpäter aber nach Vollendung des Nord­flügels in deſſen Keller verlegt wurde. Zwei beſteigbare Schornſteine an dieſer Stelle von größerem Umfange als alle anderen im Schloſſe dürften noch auf die ehemalige tzerdanlage zurückzuführen fein. Dieſem Flügel nordwärts gegenüber ſtand das für wirtſchaftliche Zwecke beſtimmte ſogenannte Brauhaus und oſtwärts, im Verein mit jenem den Hof einſchließend, das Torgebäude, zu welchem man mittels einer Zug­brücke über den breiten Graben gelangte. Die in der Knobelsdorffſchen Zeichnung (Abb. 20) an dieſer Stelle im Hintergrunde erſcheinenden beiden haubenbedeckten Türme von ungleicher Größe müſſen wohl einem dahinter belegenen Gebäude zugeſchrieben werden. Als das Schloß in den Beſitz des Kronprinzen Friedrich übergegangen war, wurde der Südflügel für ihn eingerichtet. Der ſeit 1734 vom Baudirektor Kemmeter geleitete Umbau wurde nach den Grundſätzen Friedrich Wilhelms J. mit möglichſter

Abb. 202. Rheinsberg . Schloß nach dem Stich von Gericke.

) Die falſchen Verhältniſſe dieſes Turmes in der kleinen Hennertſchen Anſicht(Abb. 191) ſpringen ohne weiteres in die Augen, da er hier etwa in dreifacher Traufhöhe des anſtoßenden Flügels gezeichnet iſt.

Kunſtdenkm. d. Prov. Brdbg., J. 3. Ruppin. 15