Teil eines Werkes 
Bd. 1, Teil 3 (1914) Die Kunstdenkmäler des Kreises Ruppin / unter der Schriftl. des Theodor Goecke bearb. von Paul Eichholz ...
Entstehung
Seite
236
Einzelbild herunterladen

236 Ruppin.

Gemälde von Pesne ein, deſſen Mittelgruppe Mars in zärtlichem Zwiegeſpräch mit Venus bildet(Abb. 210). An den Längswänden ſind mit ornamentalen Schnitzereien belebte Spiegel und über den im Stichbogen geſchloſſenen Fenſter niſchen vergoldete Trophäen angebracht. Über den vier ſchlichten weißen, mit Gold ornament bemalten Türen ſitzen Supraporten aus Stuck mit den aus Holz ges ſchnitzten und vergoldeten Profilen antiker Feldherren(Hannibal, Cäſar , Scipio, Pompejus ). Der in der Mitte der Nordwand vorſpringende Kamin aus rotem Marmor trägt das Bildnis von Charlotte, Schweſter Friedrichs des Großen; das ihres Gemahls, Herzogs Karl von Braunſchweig, hängt gegenüber an der Südwand.

An das Vorzimmer ſchließen ſich nordwärts die ehemals von der Prinzeſſin Heinrich und vordem von den Hofdamen der Kronprinzeſſin bewohnten Räume.

Das erſte Zimmer von einfacher Ausſtattung zeigt an der Nordwand einen dreiteiligen Spiegel mit geſchnitzter und vergoldeter Umrahmung. Bemerkenswert iſt außerdem ein roter Marmorkamin. Von den zwei Gemälden daneben ſtellt eines Friedrich den Großen als Kind, begleitet von einer Mohrin, dar, das andere feinen Bruder Ferdinand, beide von Pesne .

Es folgt der Geſellſchaftsraum, bei Hennert(S. 22) das Audienzzimmer der Prinzeſſin genannt(Abb. 214). Das Gitterwerk der Stuckdecke läßt den Mittel­raum für eine Strahlenſonne frei. In die Stuckmarmorfläche über dem Marmor­kamin in der Nordweſtecke iſt ein ſchlanker goldumrahmter Spiegel eingelaſſen. Die Stelle der einſtigen blauen Damaſttapete nimmt jetzt eine goldgeblümte Tapete moderner Art ein. Zwiſchen den beiden Fenſtern befindet ſich ein reizvoll gruppierter dreiteiliger Spiegel in phantaſtiſch⸗architektoniſcher Umrahmung aus ge­ſchnitztem, vergoldetem Holzwerk. Die Gemälde der Supraporten enthalten tieftönige Stilleben von Dubuiſſon..

Daran ſtößt ein kleiner Raum mit rotem Marmorkamin in Rokoko . Das Täfelwerk der Wände in blaßgrünlichem Ton zeigt zierliches Rankenwerk, die Supraporten ſind von Dubuiſſon. An den Wänden fünf Konſolen, aus Holz geſchnitzt und vergoldet: drei von ihnen ſtellen kreisrunde freihängende Zapfen mit reichem Barockſchmuck dar; von den beiden übrigen mit flacher Rückwand iſt eine in großen barocken Zügen, die andere in zierlich verſchnörkeltem Rokokowerk ausgebildet. Decke, Mittel⸗ und Eckſtück find aus vergoldetem Rokokoſtuck.

In dem nun folgenden Schlafzimmer der Prinzeſſin eine verſilberte Stuck­roſette, im Nordweſten ein Marmorkamin. Außerdem zwei Bildniſſe: Stanislaus Leſczinſty und Amalie, Schweſter Friedrichs des Großen, von Pesne .

An das oben beſchriebene Vorzimmer ſchloſſen ſich ſüdlich noch vier Zimmer der Kronprinzeſſin und weiter weſtlich die ſieben des Kronprinzen. Ihre genaue ur­ſprüngliche Beſtimmung und Bezeichnung läßt ſich nicht mehr mit Sicherheit feſt­ſtellen, da der Flügel mancherlei bauliche Umänderungen erfahren hat. Später lagen hier die Räume des Prinzen Heinrich.

Der erſte dieſer Räume, der Muſchelſaal, entſtand erſt 1769 durch Vereinigung zweier Zimmer nach Angaben von Langhans und Entwürfen von Hennert(Taf. 7). Die