Teil eines Werkes 
Bd. 1, Teil 3 (1914) Die Kunstdenkmäler des Kreises Ruppin / unter der Schriftl. des Theodor Goecke bearb. von Paul Eichholz ...
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Neu⸗Ruppin (Geſchichte). 281

gekommen, als vornehmſter unter ihnen Kurfürſt Joachim 1 . Der Poet der jungen Frankfurter Univerſität Publius Vigilantius hat in ſeinem BüchleinBellica pro­gymnasmata(gedruckt bei Hanau , Frankfurt a. O.) eine eingehende Schilderung der Ritterſpiele, luci equestres, geboten. Der in der Urkunde von 1461 erwähnte Fall trat mit dem Ausſterben des gräflichen Hauſes 1524 ein, und ohne weiteres erkannten die Bürger den Nachfolger des Markgrafen Friedrich, Kurfürſten Joachim J., als ihren Herrn an.|

Vor Einführung der Reformation gab es insgeſamt 9 Gotteshäuſer, unter denen die Pfarrkirche durch eine Ausſtattung mit über 30 geiſtlichen Lehen hervorragte; die geiſtlichen Genoſſenſchaften waren außerordentlich reich, bezog doch der Kaland allein an Naturaleinkünften all­jährlich 60 Wiſpel Korn. Der zahlreiche Klerus hielt zuerſt die neue Lehre nieder, doch der Anſtoß, der den Stein ins Rollen brachte, wurde von drei Tuchknappen, unter denen ſich der aus Böhmen eingewanderte Hans Litzmann befand, gegeben, die 1539 plötzlich in der Kirche den Geſang Luthers Vater unſer im Himmelreich anſtimmten und dadurch den Gottesdienſt alter Ordnung unterbrachen; ſo erzählt Feldmann, der aus den Litzmannſchen Ge ſchlechtsregiſtern Auszüge gemacht hatte. Der Rat, durch den Kurfürſten geſtützt, forderte von allenin der Papiſterei erſoffenen Klerikern Rechenſchaft, berief, von nun an im unbeſchränkten Beſitz des Patronats, den neuen Pfarrer IIb. 258. Siegel des Propſtes Döring, lieferte Kirchenſilber im Werte von 158 Mark Burkhard, nach einem Abdruck nach Köln ab und ging an die Neueinrichtung der ganz an der Glocke zu Flatow(Ooſt­verfallenen Schule. Mit den Anteilen an den geiſtlichen ö havellan d. Einkünften, die er erhalten, nicht eben zufrieden, ſchrieb umſchriſt: S Burcardi Frepositi er 1542 beſchwerdeführend an den Kurfürſten:hetten n,. uns auch woll verhofft etwas vom Kalandt alhier zu erhalten. Auch der neue Pfarrer Ambroſius Martini klagte dem Kurfürſten bereits 1540 darüber, daßdie Pfarre in großen vorterb ſtehet. 1564 trat Joachim II. das Kloſter an den Rat ab, wie eine noch von Martin Dieterich geſehene Inſchrift hinter dem Ratsſtuhl in der Kloſterkirche bezeugt:. Herr Joachim haben auf Interceſſion J. C. F. G. Cammer⸗Rahts Matthias von Saldern und Churdt Rohren, Hauptmanns der Prignitz und Landes Ruppin , dieß ECloſter ſamt allen zugehörigen Gnaden und Gerechtigkeit Einem Ehrbaren.. Raht alhier, Freytags nach Luciae.. im 1564. Jahre, gegeben und eingeräumt.

Die Schule, die bereits vor der Reformation etwa 300 Schüler gezählt hatte, kam unter Jonas Böttcher wieder in hohe Blüte. Auf den Bürgerhäuſern liebte man lange lateiniſche Inſchriften, als Zeichen des humaniſtiſchen Geiſtes, anzubringen. Die Stadt, die durch Kirchen, Schule, durch Geiſt und Handel(ingeniis, mercatura) hochberühmt war, wie der Chroniſt Leutinger erzählt, ſah in ihren Mauern 1598