An der Ecke, die fie mit dem Steinweg bildet, lag ſchon 4565 in der Nähe des Tores eine taberna; eine zweite lag unweit des Seetores am Oſtende der Fährſtraße. In derſelben Straße, gleichfalls in der Nähe des Seetores, befand ſich 1711 die „Wollerei“ der Tuchmacher. Ganz am Ende der Roßmühlenſtraße im Oſtwinkel der Stadt finden wir 1365 das Judenbad(balneum Judeorum), während ſich die Synagoge und die Häuſer der Juden, das„Judendorf“(Riedel IV, 224, Anm.), in der zweitnächſten Parallelſtraße befanden, die nach ihnen genannt war.
Am Klappgraben werden eine Lohmühle der Schuſter und eine Walkmühle erwähnt; nach deſſen Verſumpfung finden wir die Lohmühle an der Südecke der Stadt beim Ausfluß des Grabens in den See. Am See ſind ferner außerhalb der Mauer zu nennen die Wäſchebänke, die Fähre(navigium), ein Schabehaus der Schuſter(Lohgerbereih, das Färbehaus der Tuchmacher und das bereits 1291 erwähnte Schlachthaus(domus farciminum).
Auch mehrere Kapellen lagen außerhalb der Stadt: die des Georgenſpitals vor dem Rheinsberger , die zu St. Gertraud vor dem Bechliner Tore und die Kapelle Jeruſalem nebſt ihrer 1365 erwähnten Klauſe nach Bratring auf der Feldmark zwiſchen den „Sieben Brüdern“ und dem Rheinsberger Tor. Die ſogenannte Nonne, ein Ewiges Licht, ſtand rechter Hand vor dem Bechliner Tore.
Vor dem Rheinsberger Tore ſind von ſtädtiſchen Gebäuden zu erwähnen: das Schützenhaus, ſpäter Ziegler⸗ und Jägerwohnung, und ihm benachbart an der Altruppiner Straße die Ratsziegelei. Ihr gegenüber auf der linken Seite der Straße
lag der Richtplatz.
Bis in das 18. Jahrhundert hinein waren Umfang und allgemeine Erſcheinung der Stadt im weſentlichen unverändert geblieben. Nur vornehmlich für militäriſche Zwecke wurden unter Friedrich Wilhelm J. einige Neubauten ausgeführt, zum Teil im Zuſammenhang mit der Anweſenheit des Kronprinzen; ſo zwei Kaſernen nebſt Lazarett in der Wedemerſtraße und im Nobbenholl, beide am Klappgraben, ferner mehrere„Kaſernenſtuben“ im Gebiete des ehemaligen Kloſtergartens. Für den Kronprinzen ſelbſt wurden zwei Häuſer am Ende der Bauſtraße bei der jetzigen Prinzenſtraße zum Palais eingerichtet ſowie auf dem weſtlichen Teil der Wälle der Prinzen(Tempel⸗ygarten mit einem kleinen Wohnhauſe angelegt. Um ohne größeren Umweg vom Palais dahin gelangen zu können, ließ Friedrich eine Pforte durch die Stadt— mauer brechen, deren Stelle neuerdings durch eine Architekturumrahmung nebſt In— ſchrift bezeichnet iſt. Auch das Berliner (Bechliner) Tor wurde 1753 geändert und führte fortan den Namen Königstor(ſ. Seite 316).
Eine um ſo bedeutendere Umwälzung trat nach dem Brande im Jahre 1787 ein, der den ganzen mittleren Teil der Stadt zwiſchen beiden Toren vgl. die Brandgrenze auf dem Plane Taf. 12) in Aſche legte. Nach dem von Bauinſpektor Braſch entworfenen Bebauungsplan(Taf. 13) wurde die Stadt vor allem nach Südweſten bedeutend vergrößert, nachdem man die alte Mauer abgebrochen und ſamt dem Königstor an den Rand des Erweiterungsgebietes hinausgeſchoben hatte. Die Straßen wurden bedeutend breiter, geradliniger, ſowie die Viertel rechtwinkelig angelegt. Der Stein
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