Teil eines Werkes 
Bd. 1, Teil 3 (1914) Die Kunstdenkmäler des Kreises Ruppin / unter der Schriftl. des Theodor Goecke bearb. von Paul Eichholz ...
Entstehung
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316 Ruppin.

Friedrich die weitere Abtragung verhindert hatte. Im Jahre 1831 wurden einige Strecken für die Zwecke der Steuererhebung wieder erneuert. Von der mittelalterlichen Mauer ſind jetzt noch im Nordweſten und Norden längere Strecken, eine kleinere auch im Südoſten erhalten. Der maſſive Turm am Bechliner Tore wurde 1753 ab gebrochen. Drei Jahre ſpäter wurde dafür ein neues Tor unter dem Namen Königstor errichtet. An Stelle der Anfang des 18. Jahrhunderts abgebrochenen Kuhburg wurde 1857 das Gut Gentzrode angelegt.

Rathaus.

Im Mittelalter ſtanden nach Beckmanns Nachlaß auf dem alten Markte für die Zwecke des Rat- und Kaufhauſes(1256 theatrum genannt) zwei durch einen Gang miteinander verbundene Gebäude, deren jedes im Obergeſchoß einen größeren Saal und wie es ſcheint auch eine Ratsſtube hatte. Die eine von ihnen war ges wölbt und lag vermutlich über der zuerſt 1321 erwähnten Gerichtslaube(ovene, lobium). Außerdem befand ſich im Rathauſe ein Keller zur Lagerung des von ſeiten der Stadt und der Bürger gewonnenen Weines. Die äußere Erſcheinung des Gebäudes zeigt teilweiſe die Anſicht von Merian(Abb. 262, CO.

Das alte Rathaus erwies ſich Anfang des 18. Jahrhunderts als nicht mehr brauchbar; infolgedeſſen errichtete man im Jahre 17165 ein neues nach Entwurf von Hauptmann Nugliſch. Nach dem Brande von 1787, der auch das Rathaus traf, wurde es, anſcheinend unter Benutzung der erhalten gebliebenen Reſte, nach Plänen des Oberbaurats Berſon wieder aufgeführt. Es war ein ſtattlicher Putzbau(Abb. 285) von hufeiſenförmigem Grundriß; an der Frontſeite war es in einen dreiſtöckigen Mittel­bau und zwei niedere ſeitliche Flügel gegliedert, deren an der Straße belegene über­wölbte Gänge ſich nach dieſer in je fünf hohen Ruſtikaarkaden öffneten. Durch dieſes Laubenmotiv von bedeutendem Maßſtabe ſowie durch den Balkon und eine hohe Rundbogen­niſche im Riſalit des Mittelbaues kam der öffentliche Charakter des Gebäudes deutlich zum Ausdruck. Wie der beigegebene Grundriß(Abb. 286) zeigt, enthielt der Mittel­bau von Verwaltungsräumen nur die Akziſezimmer, im übrigen eine Gaſt- und eine Billardſtube. Den ganzen linken Flügel nahm die Wache mit ihrem Zubehör ein, im rechten hingegen finden wir noch wie im Rathauſe von 1716(Beckmanns Nach­laß) wichtige Einrichtungen des mittelalterlichen Rathauſes, wie die Brot⸗ und Fleiſch­ſcharren ſowie eine Ratswage. Die Repräſentations⸗ und Geſchäftsräume befanden ſich in den oberen Geſchoſſen des Mittelbaues. An Stelle dieſes Baues, doch etwas näher an der Straße, trat um 1880 das Landgerichtsgebäude.

In dem gegenwärtig als Rathaus dienenden Gebäude in der Wichmannſtraße wird u. a. die Topo⸗ und Skographie von Holle(1711) aufbewahrt, deren Einband Abb. 287 gibt.

Der Tempel, ein Luſthäuschen im Kreisgarten(Abb. 288 u. 289), iſt ein Werk Knobelsdorffs, das ſich Friedrich der Große als Kronprinz im Jahre 1733 in ſeinem