Teil eines Werkes 
Bd. 1, Teil 3 (1914) Die Kunstdenkmäler des Kreises Ruppin / unter der Schriftl. des Theodor Goecke bearb. von Paul Eichholz ...
Entstehung
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324 Ruppin.

ſpricht ſich die gleiche Erbauungszeit in den ovalen Flachreliefs und den rundbogig geſtalteten Kellerfenſtern aus. Das gleiche gilt auch von der Haustür(Abb. 295) mit ihren kannelierten unteren Füllungen und den kleinen Auseckungen der oberen. Beachtenswert iſt im Inneren die in Abb. 296 wiedergegebene Treppe.

Noch mehr als beim vorigen Hauſe iſt der Vertikalismus in der Faſſade des Hauſes Heinrichſtraße 16, der jetzigen Loge(Abb. 297), ausgeſprochen. Schlichte toskaniſche Pilaſter reihen ſich durch ſämtliche acht Achſen des Hauſes aneinander und tragen ein mit Triglyphen beſetztes doriſches Gebälk. Außer ihm iſt nur noch in den Sohl­

bänken der Oberfenſter eine Horizontale betont.

Selbſt ein Sockelgeſims fehlt. Auf dem an ſeiner Stelle

befindlichen kleinen Abſatze fußen ſchmale gequaderte

Pilaſter, die über den Erdgeſchoßfenſtern durch eben­

falls gequaderte Rundbögen verbunden ſind. Auch in

dieſem Hauſe iſt die Treppe bemerkenswert(Abb. 298).

Ferner ſind hervorzuheben: Göringſtraße 4 mit

zweiſtöckiger fünfachſiger Faſſade, deren Erdgeſchoß­

fenſter wie auch das Portal unterhalb der Verdachung

mit Köpfen in ovalen Medaillons geſchmückt ſind.

Ferdinandſtraße 23 und 24(Küſterhaus) mit Blumen­

ſtücken in den Halbkreisblenden über den Türen; die

Erdgeſchoßfenſter in flachen Rundbogenblenden zwiſchen

Liſenen. An den Enden der achtachſigen Faſſade

Präſidentenſtraße 60 je ein Portal mit Baluſterattika;

in den beiden mittleren Brüſtungen des Obergeſchoſſes

Putten- und Vaſenſchmuck. Das Mittelriſalit der

Abb. 302. Neuruppin. fünfachſigen Faſſade Ludwigſtraße 22 iſt von zwei

DieNonne vor dem kannelierten joniſchen Pilaſtern eingeſchloſſen, auf

Bechliner Tore. denen ein Zahnſchnittgeſims ruht; die Erdgeſchoß

fenſter haben gerade Verdachungen auf Konſolen, die

aus Köpfen und joniſchen Kapitellkiſſen kombiniert ſind. Kommandantenſtraße 8

(Freihaus) mit drei ſchlichten Liſenen, Schlußſteinköpfen an den Dreiecks verdachungen

und Rundbogenniſchen an den ſeitlichen Erdgeſchoßfenſtern und der Tür. Siechen­ſtraße 14 mit doriſchen Pilaſtern und Triglyphengebälk.

Die wenigen älteren Fachwerkhäuſer der Stadt find bei kaum merklicher Auskragung der Obergeſchoſſe und ſchlichteſtem Gefüge der Hölzer faſt ohne jede Kunſtform. Beiſpiele finden ſich in der Siechenſtraße und am Neuen Markte.

Die zwei an dem Hauſe Siechenſtraße 14 befindlichen Freitreppen mit Schmiede­eiſengittern ſind wohl die einzigen noch erhaltenen dieſer Art. Hingegen finden ſich von Treppengeländern in mehr oder weniger barocker Auffaſſung noch eine größere Zahl; ſo die in Abb. 299 wiedergegebene des Hauſes Friedrich⸗Wilhelm⸗Straße 35. Reicher ausgeſtattete Haustüren in Rokokogeſchmack beſitzen die Häuſer Siechen­ſtraße 21(Abb. 300) und Schulplatz 8(Abb. 301).