Teil eines Werkes 
Bd. 1, Teil 3 (1914) Die Kunstdenkmäler des Kreises Ruppin / unter der Schriftl. des Theodor Goecke bearb. von Paul Eichholz ...
Entstehung
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Wuſtrau . 387

gab: von der Maulbeerplantage, die er im Dorfe anlegte, haben ſich noch einige Bäume erhalten; das Eichenwäldchen, das er bei dem nach Langen zu gelegenen Vorwerk Albertinenhof pflanzte, beſteht heute noch. Auch die Düngung mit Kalk verſuchte er, band aber Kühn auf die Seele, nichts davon verlauten zu laſſen. Gegen Ausgang feines Lebens verweilte der General oft auch längere Zeit in Wuſt­ rau , wo er eine heitere, ſchlichte Geſelligkeit pflegte. Er ſtarb am 27. Januar 1786, und hinterließ zwei Töchter aus ſeiner erſten Ehe mit Judith v. Jürgaß und einen einzigen Sohn aus ſeiner zweiten Ehe mit Albertine v. Platen.

Friedrich v. Zieten, geboren den 6. Oktober 1765, war von 1800 an Landrat des Ruppiner Kreiſes und machte ſich durch Verbeſſerung der Straßen, Sammlung von Altertümern um das Allgemeinwohl ſehr verdient(vgl. S. 39). Durch König Friedrich Wilhelm IV. ward er am 15. Oktober 1810 in den Grafenſtand erhoben, der an das von ihm im Jahre 1852 aus ſeinem Beſitze geſtiftete Fideikommiß Wuſtrau ge­knüpft wurde. Seine letzte Ruheſtätte fand er 1854 unter einer alten Linde bei der Kirche, dicht neben dem Denkſtein, der zu Ehren desAhnherrn aller Huſaren errichtet worden iſt. Da er unvermählt ſtarb, folgten ihm im Beſitz die Nachkommen ſeiner mit dem Obriſtleutnant v. Zieten auf Lögow verheirateten Schweſter, deren Enkel Albert Julius v. Schwerin aus dem Hauſe Janow, 1859 unter dem Namen v. Zieten⸗-Schwerin in den Grafenſtand erhoben, der heutige Beſitzer des Gutes und. zugleich der Patron der Kirche iſt, in die nach wie vor das noch heute durch ſeine Anlage an ſlawiſche Zeiten erinnernde Alt⸗Frieſack eingepfarrt iſt.

Die Kirche beſteht aus einem ſaalförmigen Schiff aus gemiſchtem Bauſtoff (vorherrſchend Feldſtein), einem 1781(Jahreszahl in der alten, außer Gebrauch befindlichen Wetterfahne) neuerbauten quadratiſchen Turm im Weſten aus verputztem Backſtein, einer in 5/s geſchloſſenen Chorniſche und einer Vorhalle an der Nordſeite, beide von 1883. Das Schiff, an dem mittelalterliche Formen nicht mehr zu erkennen find, hat an jeder Langſeite drei große Stichbogenfenſter. Der Turm(Abb. 367) zeigt über dem hohen, mit kräftigem Geſims abgeſchloſſenen Unterbau mit Putzgliederungen einen etwas eingezogenen niederen Oberteil, der in einer ſchmächtigen Laterne endigt. Das Innere der Kirche hat eine gerade Decke, die 1911 mit Felderteilung verſehen und bemalt wurde, und ausgedehnte ſchlichte Emporen auf toskaniſchen Holzſäulen. Außer der Decke wurden auch die Wände der Kirche mit ornamentaler Malerei ge­ſchmückt ſowie zwei neue Fenſter mit Glasmalerei im Oſtende des Schiffes hinzugefügt.

Der Altar hat als Aufbau einen großenteils erneuerten ſpätgotiſchen Flügel­ſchrein, der in der Mitte die Verkündigung Mariä, an den Flügeln in zweigeſchoſſiger Anordnung je vier kleine Apoſtel⸗ und Heiligenfiguren enthält(Taf. 25).

Die holzgeſchnitzten bemalten Apoſtelfiguren, die man in Rundbogenniſchen des Chorpolygons aufgeſtellt hat, rühren vielleicht ebenfalls von einem gotiſchen Altar her.

An der ſüdlichen Längswand iſt das aus verſchiedenen Geſteinsarten mit teil: weiſer Vergoldung hergeſtellte Denkmal des Generals Hans Joachim v. Zieten (F 1786) angebracht(Abb. 368). Daran befindet ſich das Marmorbildnis des Generals in

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