Teil eines Werkes 
Bd. 1, Teil 3 (1914) Die Kunstdenkmäler des Kreises Ruppin / unter der Schriftl. des Theodor Goecke bearb. von Paul Eichholz ...
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Ru ppin.

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(Abb. 375). Ferner am Seeufer des Parkes ein in derbem Barock gehaltener übers lebensgroßer Wilder Mann(Abb. 376) und im Gebüſch eine ebenſolche ſitzende weibliche Figur.;

Das ſog. Rohrſche Haus auf dem ehemals Loheſchen Gute, jetzt Gärtnerei, beſteht, abgeſehen von der ſpäteren Vorhalle an der Nordſeite und dem aus neuerer Zeit ſtammenden Gewächshauſe am Oſtende , in dem zweiſtöckigen Hauptgebäude aus Fachwerk und dem kleineren einſtöckigen Anbau an der Weſtſeite, deſſen maſſiver Keller ein Fachwerkober­geſchoß trägt..

Der Kern des Gebäudes iſt als herrſchaftliches Wohnhaus errichtet. Sein Grundriß(Abb. 379) ähnelt, wie auch die anderer Gutshäuſer der Spätrenaiſſance, dem eines fränkiſchen Bauernhauſes. Das ebenerdige Erdgeſchoß zerfällt in einen mittleren und zwei ſeit­liche Teile. Jener enthält die Diele mit dem Herd und der Treppe zum Obergeſchoß. Die ſeitlichen Teile beſtanden urſprünglich wohl nur in je zwei Zimmern, zu denen im Weſten noch das obere Zimmer im An­bau kam, das des Kellers wegen freilich erheblich höher lag und vielleicht als Schlafzimmer diente. Von der eigenartigen äußeren Geſtaltung gehört die Ausbildung der Südfaſſade(Abb. 377) mit ihren aus mächtigen Bohlen gebildeten, durch beide Stock­werke reichenden Pilaſtern aus Kiefernholz offenbar der Zeit um 1700 an.

In den erſten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts wurde durch den Landrat Friedrich v. Zieten in der Nordoſtecke des Hauſes eine Kapelle eingerichtet, indem die beiden dort übereinander gelegenen Räume zu einem hohen zuſammengezogen wurden. Dabei . wurde die Architektur der Nordſeite im Sinne der

Abb. 381. Wuſtrau. Rohrſches neugotiſchen Romantik umgeſtaltet und vor der Diele Haus. Türband im Obergeſchoß. mit einer in Spitzbogen geöffneten hölzernen Vorhalle verſehen(Abb. 378). Erſt damals ſind vermutlich auch die reichen Renaiſſancetüren(Abb. 380) aus dem Anfang des 17. Jahrhunderts, und auch das Türband(Abb. 381), welche offen: bar von anderwärts ſtammen, in den Bau gekommen, da ſich ſolche auch mitten an der öſtlichen Umfaſſungsmauer des Hauptgebäudes und im Innern der Orangerie befinden. Dieſer ganze Umbau iſt als ein archäologiſcher Verſuch anzuſehen, durch welchen das Gebäude an Denkmalswert ganz erheblich einge­büßt hat.