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Geographiſch⸗geologiſche Überficht.
Vorbemerkungen. Die Städte des Mittelalters find in mehr oder weniger engem Anſchluß an wichtige Handelswege entſtanden, die ihrerſeits ſtark durch Geländeverhält— niſſe beſtimmt waren, und wenn auch meiſt der Machtſpruch eines Fürſten eine Stadt ſchuf, oder auch von zwei wetteifernden Orten den einen begünſtigte, ſo war doch die Wahl der Stadtſtelle faſt immer durch Verkehrsrückſichten bedingt, und das dauernde Gedeihen einer ſolchen Gründung war nur möglich, wenn ſie durch ihre geo— graphiſche Lage in geeigneter Berührung mit der großen Handelsſtraße war.
Etwas andere Vorausſetzungen hat die neuere Induſtrieſtadt, zumal ſeitdem der Verkehr Schwierigkeiten, die früher entſcheidend waren, ſpielend überwindet. Aber auch da iſt die Lage nichts Zufälliges, auch ſie hängt von Naturverhältniſſen ab, von Erzeugungsbedingungen für die verarbeiteten Rohſtoffe, von Kohlenvorräten oder anderen Gründen.
Immer ſteht die geographiſche Betrachtung einer kräftig ſich entwickelnden Stadt zunächſt vor der Frage, warum gerade an dieſer Stelle ein Ort von Bedeutung auf— blühte. Eine Frage ganz anderer Art iſt es, welche Naturbedingungen die Anſiedler vorfanden, welche Schwierigkeiten ſie zu überwinden hatten, um die Stadtanlage und ihre ſpäteren Erweiterungen im Einzelnen durchzuführen.
Für die geographiſche Behandlung eines Stadtkreiſes müſſen wir deshalb un— terſcheiden zwiſchen den Bedingungen ſeiner allgemeinen Lage und ſeiner Ge— ländeverhältniſſe. Dabei iſt es möglich, alle die Einzelzüge in der Oberflächenge— ſtaltung der Provinz, die die maßgebenden Bedingungen für die Lage einer Stadt erzeugt haben, jedesmal geologiſch zu begründen. Das muß dem Schlußbande vor— behalten bleiben, der das Geſamtbild der Provinz im Zuſammenhange geben ſoll. Bei der Betrachtung des einzelnen Kreiſes müſſen die Gründe, warum an dieſer Stelle ein Tal, an jener eine weite Sandfläche entſtand, zurücktreten gegenüber der Betonung der Folgen, die die Tatſache für die Entwicklung der betreffenden Stadt hatte. Eingehendere Berückſichtigung findet die geologiſche Entſtehung dagegen bei der Betrachtung der Geländeverhältniſſe in ihrer Bedeutung für die örtliche Baugeſchichte.;
Allgemeine Lage. Das Havelländiſche Luch im Weſten und die waldigen Spree— und Dahmelandſchaften im Oſten haben von jeher den Verkehr, der vom Südweſten nach dem Nordoſten durch das Gebiet der Provinz Brandenburg ging, auf den Spreeübergang von Berlin hingedrängt. Obwohl Brandenburg früher Stadtrecht beſaß als Berlin, bekam es ſeine Bedeutung für den Verkehr doch dadurch, daß es der erſte Havelübergang auf dem Wege von Magdeburg nach Berlin war. Der zweite lag bei Spandau. Trotzdem man dabei zweimal die Havel querte, zog man den Weg Kunſtdenkm. d. Prov. Brdbg. II. 3. Stadt und Dom Brandenburg..