Teil eines Werkes 
Bd. 2, Teil 3 (1912) Die Kunstdenkmäler von Stadt und Dom Brandenburg / unter der Schriftl. des Theodor Goecke bearb. von Paul Eichholz. Mit Einl. von Willy Spatz und Friedrich Solger
Entstehung
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Il Stadt und Dom Brandenburg.

durch das Havelland dem ſüdlicheren über Belzig und Brück vor. Dort hätte man die Sümpfe der Plane- und Nutheniederung zu überwinden gehabt, hätte den Flä­ming faſt an ſeiner höchſten Stelle überſchreiten müſſen und außerdem weite menſchen leere Waldungen vorgefunden. Demgegenüber führte der Weg über den Lehmboden des Hohen Havellandes durch eine dicht beſiedelte Gegend, und der Fluß, deſſen Über: ſchreitung das einzige Hindernis bildete, war eine ſchiffbare Waſſerſtraße, an der man Güter austauſchen konnte und die man oft auch dem gefährlicheren Landwege vorgezogen haben wird.

Brandenburg bietet übrigens nicht nur einen Übergang vom Südweſten nach dem Havellande, ſondern auch vom Havellande nach der Zauche. Auch dieſer letztere Weg iſt nicht ohne örtliche Bedeutung geweſen. Als die Stadt einmal beſtand, wird ſie auch einen großen Teil des Verkehrs aus dem Nordweſten über Pritzerbe an ſich gezogen haben, doch iſt ihre urſprüngliche Bedeutung in der Lage zwiſchen Magdeburg und Berlin begründet..

Der Platz, auf dem Brandenburg entſtand, war nicht nur verkehrspolitiſch wichtig. Der Ort tritt uns in der Geſchichte vielmehr zuerſt als Burg entgegen, nicht als ein bequemer Flußübergang, ſondern als ein beſonders unzugänglicher Punkt, der nur im Winter angegriffen werden konnte. Das liegt in den eigentümlichen Ge ländeverhältniſſen dieſes Flußüberganges begründet, der nicht an einer beſonders engen Stelle der Havelniederung liegt, ſondern durch eine ſchmale Sandzunge und mehrere Inſeln in einem weiten Moore vermittelt wird. So wurde Brandenburg zugleich eine Art Brückenkopf für die Havelwenden. In der deutſchen Zeit iſt dieſe militäriſche Bedeutung gegenüber der kaufmänniſchen naturgemäß zurückgetreten.

Bodenverhältniſſe. Die Eigenart der Geländeverhältniſſe läßt ſich zum großen Teile durch die geologiſche Geſchichte der Gegend verſtändlich machen.

Auch hier hat die Eiszeit weſentlichen Einfluß auf die Geſtaltung des Bodens gehabt. Alle Sande, Lehme, Tone uſw. der Brandenhurger Gegend ſind während der Eiszeit oder nach ihr abgelagert. In der letzten Interglazialzeit, d. h. der letzten eisfreien Pauſe zwiſchen den Vereiſungen der diluvialen Zeit, war die Mulde, in der heute die Havel fließt, bereits vorhanden. Wir müſſen ſie zu der Gruppe von Tiefenlinien rechnen, die wir als das erzgebirgiſche Syſtem bezeichnen. Dieſe Gelände­wellen müſſen wir etwa ſo erklären, daß in dererzgebirgiſchen Richtung, d. h. von Weſtſüdweſt nach Oſtnordoſt, lange Brüche das tiefere Felsgerüſt der Erde in ein: zelne Staffeln zerlegten, und daß der lockere Diluvialboden dieſe Formen der Tiefe an der Oberfläche nur verſchwommen wiedergibt. Neben dem erzgebirgiſchen Syſtem finden wir in Norddeutſchland dasſmaländiſche verbreitet, deſſen Tiefenlinien von Nord zu Oſt nach Süd zu Weſt laufen. Zu ihnen ſind jedenfalls außer der Mulde, die der Südzipfel des Beetzſees einnimmt, diejenigen zu rechnen, in der der Bohnen länder, Görden- und der Oſtteil des Breitling-Sees liegen, ebenſo wie das Haveltal zwiſchen Plaue und Pritzerbe. Wahrſcheinlich etwas ſpäter, aber auch noch in der Interglazialzeit, entſtanden die meiſt ſchärferen Formen deshereyniſchen Syſtems, deſſen Längsrichtung von Oſtnordoſt nach Weſtſüdweſt geht. In der Nähe von