Geſchichtliche Einleitung. XXV
Neuſtadt dem Zollern der erſte Schwur geleiſtet; freilich traten„etliche von der Ritterſchaft zurück und weigerten ſich der Huldigung, beſonders die Rochow, Bredow ſowie der ganze Adel im Havelland“. Es kam zum Bürgerkrieg. 1414 wurden die dicken Mauern des Schloſſes Plaue ,„darauf der Quitzows Zuverſicht ſtund“, zerſchoſſen. Eifrig folgten die Bürger beider Städte,„die auff der anderen Seite des Schloſſes über der Havel waren mit ihren Büchſen“, dem flüchtigen Johann von Quitzow zu Roß und zu Fuß nach.
Sie ſchoſſen mit Büchſen große Stein', Nun ließen die Fürſten das Streiten ſein, Die Ritter riefen allgemein: Ein jedermann zog wieder heim, „Hilf uns, Maria, Jungfrau rein, Gar mancher geſchoſſen durch das Bein, Daß wir den Hochmut dämpfen!“ Daß ſie auf Krücken ritten. Maria war zur Stund bereit, Ach großer Gott! Der Fürſte gut, So wie ſie manchem tut noch heut, Allzeit bleib' er in deiner Hut, Der fromm ihr ſeine Hoffnung weiht, Durch dein viel heil'ges teures Blut! Und half den Recken kämpfen. Er ſchafft uns guten Frieden.
Das Wetter war bös und ungeſtalt', Dazu ſein' edle Fraue zart, Es regnete, ſchneit' und war gar kalt. Laß Engel ſein um ſie geſchart, Herr Friedrich brach die Schlöſſer bald: So ſind ſie beide wohl bewahrt So kam's nach Gottes Willen. Hier und im Himmel droben. Plaue , Frieſack und Rathenow , Daß wir einſt alle leben alldar Sie beugten ſich nun und waren des froh, Mit der heiligen Engelſchar, Auch die von Beuthen und Golzow , Helf' uns Marie aus aller Gefahr, Des Herrn Rat zu erfüllen. Dann woll'n wir ewig dich loben.
Der uns dieſen Reigen ſang, Zu Brandenburg iſt er wohlbekannt,
Niklas Uppſchlacht iſt er genannt, Er preiſt den Fürſten mit Fleiße. h
Dieſes erſte märkiſche Lied zum Preiſe der Zollern wurde von einem Branden burger Bürger, Nielas Uppſchlacht, gedichtet.„Der milde Chriſt vom Himmelreich“ ſo rief er in ſeinem„Reigen“ aus,„hat der Mark zu Troſte den edlen Fürſten geſandt“. Als Burggraf Friedrich 1414 nach Konſtanz zog, ward Johann von Waldow, Dietrich von Bredows friedliebender Nachfolger auf dem biſchöflichen Stuhle, Regent in den Marken und der vornehmſte Berater der Burggräfin Eliſabeth.
Vom 12. Jahrhundert an hatten Beziehungen verſchiedenſter Art, kirchliche, politiſche und wirtſchaftliche, ja auch rechtliche zwiſchen Brandenburg und den magdeburgiſchen ſowie anhaltiſchen Landen an der mittleren Elbe beſtanden; war doch beiſpielsweiſe Biſchof Wigger ehedem Propſt von S. Marien zu Magdeburg geweſen. Jetzt, von den Tagen der zollernſchen Kurfürſten an, mußten ſich die Städte ebenſo wie die Dominſel mehr und mehr daran gewöhnen, nach Oſten zu ſchauen, und in dem Maße, wie Magdeburg oder Zerbſt zurücktraten, nahm die Bedeutung der Be—ziehungen zu Berlin -Kölln und zur Mittelmark im allgemeinen zu; ſchon rein äußerlich tritt dies in der Zunahme der Zahl von Urkunden, die von Berlin aus für Brandenburg ausgeſtellt wurden, in die Erſcheinung. Bezeichnend iſt, wie 1444 der Küchenmeiſter Friedrichs II, Ulrich Zeuſchel, den Neuſtädter Rat aufforderte, dem Kurfürſten gute Mauerſteine„to dem Berlin “ zu ſenden, und wie ferner 1470 Markgraf
) Neuhochdeutſche Übertragung von Tſchirch(«gl. Bilder aus der Geſch. der Stadt, S. 75f.).