Geſchichtliche Einleitung. XXVII.
der Mittelpunkt des 1443 von Friedrich IL. geſtifteten Schwanenordens. Inneren kirchlichen Sinn wollte der Fürſt zu neuem Leben erwecken bei der Stiftung dieſer Bruderſchaft von ausgeſprochen adligem Gepräge. Ganz in ſeinem Sinn entwickelte ſich das unter ſtrengſter mönchiſcher Regel ſtehende Kloſter, das faſt uneingeſchränkte Unabhängigkeit unter einem eigenen Propſt erhielt und bald großen Beſitz erwarb; daneben bildeten wohl die dem wundertätigen Marienbilde dargebrachten Opfer einen weſentlichen Anteil an dem Aufblühen dieſer Gründung.
Entwicklung der ſtädtiſchen Verfaſſung und ſtädtiſcher Genoſſenſchaften der Schöppenſtuhl.
Trotz aller Wechſelfälle der Zeit wußten die Städte zumeiſt auf Koſten der markgräflichen Gewalt ihren Beſitz an Gerechtſamen aller Art zu erweitern und ihre Gemarkung zu dem Umfang auszubauen, den ſie noch heute beſitzt. Und zwar war es der Rat, dem die Städte dies zu verdanken hatten. Aus 12 Perſonen zuſammengeſetzt, wie für die Neuſtadt aus der Urkunde vom 9. März 1320(Riedel IX, 15) erhellt, ergänzte er ſich im engſten Kreiſe und führte mit einer durch dauernde Tätigkeit gewonnenen Übung umſichtig die Geſchäfte, freilich ohne die„Gemeinheit“ der Bürger allzuſehr hineinreden zu laſſen.) Den Markgrafen finanziell bei weitem überlegen, vermochten die„vorſichtigen, weiſen Ratmannen“ viele Hunderte von Mark Silber zur Erwerbung von Gerechtſamen flüſſig zu machen. Mancherlei Hoheitsrechte und Nutzungen kamen auch in die Hände Privater, z. B. erwarben Zabel Becherer und Johann„aus dem Steinhaus“ 1337 die ſtädtiſchen Zolleinkünfte auf 14 Jahre.
Schon im 13. Jahrhundert hatten die Altſtädter die Befreiung von Hufen- und Worthzins ſowie von allen Abgaben überhaupt erlangt. Von größter Bedeutung war, daß 1324 Alt- und Neuſtadt den erblichen Beſitz der Mühlen erhielten. Wie ſehr die landesherrlichen Rechte zuſammenſchmolzen, erhellt aus dem Landbuche Kaiſer Karls IV., der von 1373 bis 1378 regierte. Danach hatte die Neuſtadt an Orbede zu Martini 20 Mark, als Abgabe von den Mühlen 15 Mark ſowie je 7142 Wispel Roggen und Gerſte zu entrichten; aus der Altſtadt bezog der Landesherr keinerlei Einkünfte mehr. 1386 erkaufte die Neuſtadt von dem Hauptmann Lippold von Bredow und dem Landſchreiber Ortwin, Propſt zu Berlin , für 100 Schock böhmiſcher Groſchen ſogar die oberſte Gerichtsbarkeit in der Stadt und dem markgräflichen Kietz.
Der Außenwelt gegenüber trat die mächtige Stellung der Städte ſchon längſt dadurch in die Erſcheinung, daß fie, wie mehrfach aus Urkunden des 14. Jahrhunderts erhellt, das Recht, eigene Münzen zu prägen— hierbei ſei an den Namen Münzſtraße erinnert— ungehindert ausübte.
Unaufhörlich vergrößerte ſich inzwiſchen der Beſitz an Dörfern, Seen und Heiden. So verleibte ſich 1295 die Altſtadt, die ſchon 1249 das nach Weſten zu gelegene Bloſen⸗(heute Neuendorf) mit dem Callenberg an ſich genommen hatte, das Dorf Luckenberg ein— in ähnlicher Weiſe wie damals Wuſterbuſch in Stendal und Chriſtiansdorf in
) Vgl. Sello, Märk. Forſch., XVII, 62 ff; feine Ausführungen beruhen auf dem Stadtbuche der Neuſtadt; über den Wechſel zwiſchen altem und neuem Rat vgl. Urk. von 1380(Riedel IX, 8322).