Teil eines Werkes 
Bd. 2, Teil 3 (1912) Die Kunstdenkmäler von Stadt und Dom Brandenburg / unter der Schriftl. des Theodor Goecke bearb. von Paul Eichholz. Mit Einl. von Willy Spatz und Friedrich Solger
Entstehung
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XXXV
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Geſchichtliche Einleitung. XXXV

1528 trat Matthias von Jagow die biſchöfliche Regierung an. Paſſiv und vorſichtig veranlagt, zeigte er ſich von Anz fang an milde, ließ ſich ganz im Gegenſatz zu feinen ſtreng altgläubigen Amts; brüdern von Havelberg und Lebus von der lutheriſchen Hochflut ſchieben und war weit entfernt davon, der Entwickelung ſich entgegenzuſtemmen. Schon 1531 entwichen mehrere Mönche aus dem Dominikaner­kloſter, vielleicht weil die Mildtätigkeit der Bevölkerung verſagte. Hier in der ge: werblich lebhaften Neuſtadt, wo ſich über­haupt evangeliſche Neigungen früher und ſtärker als in der mehr konſervativen,

ländlichen Altſtadt bemerkbar machten, Abb. XXVI Siegel des Biſchofs Hieronymus erreichte man on 1536 die Anz an der Urkunde vom 147. März 1510 im l. des.;. Domarchiv(Riedel VI, 468). Um­R des mit Aittenberg Mm enger{rift: 8. HIERONIMI. EPISCOPI Fühlung ſtehenden Predigers Baytz, ECLESIE BRANDENBURGENSIS.

freilich erſt nachdem der Kurfürſt durch Überführung der ſilbernen Bilder des heiligen Agidius und der heiligen Hedwig ſowie eines großen Kreuzes aus der Katharinenkirche in die Berliner Silberkammer günſtig geſtimmt worden war. Zwei Jahre darauf folgte auch der Altſtädtiſche Rat dem Beiſpiele der Nachbarſtadt und berief den Prädikanten Kaſpar Michaelis zur Verkündigung des Wortes Gottes undVerreichung der Sakramente. Vielfache Klagen über die Sittenloſigkeit der hohen Geiſtlichkeit wurden damals laut, hatten doch Biſchöfe ihre außerehelichen Nachkommen teſtamentariſch bedacht, und die Kinder des Brandenburger Domherrn Peter Beme, die derWürdige und Andächtige aus menſchlichen und der Natur Gebrechen erzeugt, wurden ſogar amtlich legitimiert. Die Akten im Domarchiv geben ein genaues Bild von dem Haushalt eines damaligen Domherrn. Ein Inventarium Utensiliorum des Domherrn Joachim Caſſel von 1538 iſt erhalten, in dem16 Zinnen Schüſſeln, ſechs große und mittelmäßige meſſingne Handbecken, ſieben zinnerne Kannen, drei Meſſingleuchter als Ausſtattung derGroßen Stube angeführt werden.) Nachdem im Jahre 1539 Biſchof Matthias von Jagow ſelbſt an der Einführung der neuen Lehre tätigen Anteil genommen hatte, fuhr man mit vollen Segeln im neuen Fahrwaſſer. Im März 1541 übertrug Biſchof und Domkapitel das Patronat beider Pfarren den Räten der Städte; der Abſchied von 1541 für die Altſtadt iſt im Original im Stadtarchiv erhalten

1) Vgl. Grupp im 18. 16. Jahresber. des Hiſt. Ver. zu B., S. 93. ) Vgl. Gebauer, im Jahrbuch für Brandenburg . Kirchengeſch.(6. Jahrgg.), 1908, S. 76f.