Teil eines Werkes 
Bd. 2, Teil 3 (1912) Die Kunstdenkmäler von Stadt und Dom Brandenburg / unter der Schriftl. des Theodor Goecke bearb. von Paul Eichholz. Mit Einl. von Willy Spatz und Friedrich Solger
Entstehung
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XXXVIII
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XXXVIII Stadt und Dom Brandenburg .

güter, wie zahlreiche in Zieſar ausgeſtellte Urkunden erweiſen, angenommen hatte, 1560 die Dompropſtei in Breslau erlangte und das Stiftdem Churfürſten und dem Kapitel reſignierte, übertrug der Herrſcher dieAdminiſtration dem Kurprinzen Johann Georg ;) Wolfgang von Barby, der 1551 die Anwartſchaft erhalten hatte, mußte verzichten. Nachdem Johann Georg 1571 Kurfürſt geworden war, wurden ebenſo wie in Havelberg auch in Brandenburg die biſchöflichen Güter mit den landesherrlichen Domänen vereinigt; auch die Reſidenz Zieſar nahmen die Zollern in Beſitz. Das Kloſter auf dem Berge, das Joachim II. bereits ſeinem Gläubiger Antonius von Warberg 1549 verſchrieben hatte, überantwortete er bald daraufſampt zugehoreden Ge­beuden dem Domſtifte, nebſt Einkünften aus einigen Dörfern zum Unterhalt eines Klausners. Freilich das Johanniskloſter, deſſen letzter Mönch bis 1570 ſein Leben friſtete, ward bereits 1544 der Altſtadt übereignet, das Pauli⸗ oder dasSchwartze Kloſter, deſſenLiberey Joachim II. feinem hochgelehrten Rate Johann Heyler geſchenkt hatte, ſtandwüſte und verfiel zum großen Teile, bis es 1560 der Stadt geſchenkt wurde. 3).

Die große Blüte des ſtädtiſchen Schulweſens ſtammt von jener Zeit. Weit und breit in der Mark war kein fo anſehnliches Schulhaus zu finden wie das 1571 von der Neuſtadt eingeweihte Gebäude mit ſeinen reichen Renaiſſanceerkern; der Hiſtoriker Angelus, 1586187 hier Konrektor, pries in ſeiner Abſchiedsrede De Brennopoli inclyta die Stadt beſonders wegen ihrer Schulen. Der Platz, auf dem ſich die 1589 von der Witwe des Matthias von Saldern geſtiftete Schule erhob, war einſtmals ein biſchöflicher Hof, den Kurfürſt Joachim II. ſeinem alten Diener Wichard Bardeleben übergeben hatte und der von dieſem an den oberſten Kämmerer Matthias von Saldern 1567 gekommen war. Viele auf dieſen Schulen vorgebildete Brandenburger wendeten ſich der Wittenberger Hoch­ſchule zu, unter deren Studenten Mitglieder der alten Familien Bardeleben und Storbeck erſcheinen vgl. Siegeltafel IX).

Ratsverfaſſung und wirtſchaftliche Verhältniſſe um 1600.

Um die Mitte des 16. Jahrhunderts beginnen die Rats- und Stadtbücher be­ſonders der Altſtadt ergiebig für die Bau- und Kunſtgeſchichte zu werden. In einem Ausgaberegiſter von 1572 iſt von dem Ausbau des Rathenower Turmes die Rede und derIlluminierung der Wimpen in dem Thurm durch einen Maler, in einem anderen altſtädtiſchen Koder von dem Einſturze der Katharinenkirche 1582 und

1) Geh. Staatsarchiv, Rep. 78: 54/52, Lehnsregiſter der Stifte Brandenburg und Havelberg unter der Verwaltung Johann Georgs; vgl. auch Copiarium Brandeb. in Rep. 78: 56, 58, 64.

2) Vgl. Gebauer, Ztſchr. f. Kirchengeſchichte(Oktober 1900.

3) Stadtarchiv, Dok. J. N. 162, Altſtadt Coder A 8, Fol. 405.

9) Vgl. Tſchirch, Geſchichte der Saldria, und Pieper, Progr. der 2. Berl. Realſchule 1902, S. 12.