ſpruchen darf. Das Hauptgewicht der architektoniſchen Ausbildung beider Häuſer liegt in den Giebeln; ſie vor. ſollten die Bedeutung und. der Stadt widerſpiegeln. ö.
Auf dem Gebiete des. herrſchte in Brandenburg durch das ganze Mittelalter faſt ausſchließlich das Fachwerk, vermutlich über ſchlichten Granitſockeln. Obwohl von den frühen Holzhäuſern kein einziges auf uns gekommen iſt, wird die Annahme dieſer landesüblichen Bauweiſe für Brandenburg dadurch beſonders unterſtützt, daß wir noch im Laufe des 13. Jahrhunderts, alſo der Zeit, wo die Stadt aufzublühen begann, je einen der Bürger der beiden Schweſter— ſtädte Alt- und Neuſtadt nach feinem ſteinernen Haufe: de domo lapidea,„ut dem Stenhuſe“, benannt finden, das demnach, wie man ſchließen muß, vereinzelt daſtand unter den Fachwerkhäuſern. Ein beſonders günſtiges Geſchick ſcheint uns nun dieſe beiden ſeltenen Vertreter ihrer Gattung erhalten zu haben. Wenigſtens finden ſich aus dieſer frühen Zeit nur zwei Backſteinhäuſer vor und zwar in beiden Städten gerade in der beſonders günſtigen Lage gegenüber dem Rathauſe, als Eckhaus am Markte, alſo da, wo wir die Anweſen der vornehmſten Patrizier der beiden Städte vorausſetzen müſſen. Das älteſte von ihnen iſt im ſog. Ordonnanzhauſe der Altſtadt (Abb. 103) erhalten, allerdings nicht mehr in der Faſſung des 13. Jahrhunderts, ſondern in einem etwas ſpäteren, aber höchſt ſtattlichen Umbau. Seine höchſt eindrucksvolle Geſtalt mit dem wuchtigen Giebel entſtand wohl unter dem Einfluſſe des Rundpfeilermotivs am Lübecker Rathauſe und iſt dadurch zu einer unter den niederdeutſchen Bürgerhäuſern einzigen Erſcheinung geworden.— Im Hofe des ſtattlichen Früh—renaiſſancehauſes des ehemaligen Bürgermeiſters der Neuſtadt, Storbeck , gelang es dem Verfaſſer, das älteſte Steinhaus der Neuſtadt(Abb. 105) aufzufinden. Es gehört in feinem freilich ſtark verbauten Kern der frühgotiſchen Zeit an. Seine Stellung zur Straße läßt auf deren einſtige große Breite ſchließen, ſeine Aufzugöffnung am Giebel auf den Kaufmannsſtand ſeines Beſitzers, die Wandbilder in ſeinem Erdgeſchoß auf deſſen Wohlhabenheit. Bei alledem vermitteln uns ſeine beſcheidenen Abmeſſungen und die Urwüchſigkeit ſeiner Fenſterverſchlüſſe und putzloſen inneren Wandflächen die richtige Vorſtellung von den damaligen Bürgerhäuſern und der geſamten Bauanlage der Stadt: kleine Giebelhäuſer vermutlich in offener Bauweiſe an ſehr breiten Straßen, die ſelbſt nach ihrer. bedeutenden Einengung meiſt noch heute für den
Verkehr genügen.
In dem langen Zeitraume bis Mitte des 16. Jahrhunderts fehlt es an weiteren Steinbauten, ohne daß man freilich mit Beſtimmtheit annehmen dürfte, daß jene zwei des 13. Jahrhunderts ſo lange die beiden einzigen geblieben wären; denkbar wäre eine ſo große Seltenheit des Steinbaus immerhin.
Erſt mit dem merklichen Aufſchwunge, den die Renaiſſan ce anfänglich im bürgerlichen Kunſtweſen bewirkte, erhoben ſich in den Hauptſtraßen der Stadt einige recht ſtattliche Wohnhäuſer. Ihr Aufbau hält im weſentlichen noch an den Grundſätzen des Mittelalters feſt, ſelbſt ihre Giebelbildung erinnert noch ſehr an die gotiſche und iſt im einzelnen noch ſtellenweiſe mit gotiſchen Motiven wie Maß⸗ und Stabwerk