dekorativer Wirkung noch in der ſchmalen Grundform, ihrer altertümlichen Verbreiterung gegen das Kopfende und in der Umziehung des Kopfes ſelbſt mit einer ſachlich hier doch unangebrachten kreisförmigen Glorienlinie auf. Die Größe, namentlich die Breite des Steines nimmt ſpäter bedeutend zu(p. Tuchheim, 1324). Die ſymboliſchen Tiere unter den Füßen der Figuren fehlen in der Frühzeit noch. Unter den ſpäteren Grabſteinen ragen zwei im Dome durch Aufwand, künſtleriſche Bedeutung, kraftvolles Relief der Darſtellung, eigenartige ſchmückende Beigaben und bezeichnende Nebendinge hervor, nämlich die des Biſchofs Dietrich(F 1393) und Stephan Bodekers Ct 1459). Dieſe Nebendinge, z. B. Biſchof Stephans Leſepult, ferner die Architektur, vor allem aber die Haltung der Figur ſelbſt mit der ſegnenden Hand, bezeugen den Übergang zur Abſicht einer aufrechten Aufſtellung des Steines trotz des ſymboliſchen Tieres unter den Füßen und des Kiſſens unter dem Haupte. Hier tritt auch die Heraldik zum erſten Male auf und zwar ſogleich in dreifacher Wiederholung des Stiftswappens. Bei Biſchof Dietrichs Grabſtein fehlt bereits jenes Kiſſen unter dem Haupte, das Oben wird durch die herabſchwebenden Engel noch ſchärfer betont und zum Stiftswappen tritt das perſönliche hinzu.
Die erſten kindlich zutappenden Schritte in die Renaiſſance wagen einige Steinepitaphien in St. Gotthardt (Abb. 12 und 14) aus den Jahren 1549 und 1559. Die überſprudelnde Phantaſtik einzelner Formen und die ungezügelte Luſt an inhalt— reicher Schilderei in den Reliefs, ſowie der überall kräftig ſich bahnbrechende Zug nach individueller Auffaſſung laſſen hier die Kompoſition noch nicht zur Klarheit und Schönheit durchdringen. Erheblich reifer erſcheint bereits das zierliche, fein durchgearbeitete Epitaph des Bäckermeiſters Heinſe (5 1559) in der Katharinenkirche(Abb. 47), deſſen Akanthusranken im flachen Dreiecksgiebel allerdings noch eigentümlich an romantiſches Blattwerk gemahnen und deſſen Profilbildung noch in ſpätgotiſches Stabwerk zurückzufallen droht. Zum erſten Male tritt an dieſen Werken die römiſche Majuskel auf. Aber nicht nur ein ſtiliſtiſch formaler Wandel beginnt damit. In ihnen tritt für Brandenburg die ganze Gattung der Epitaphien überhaupt neu auf und zwar als Erinnerungsdenkmäler, die fern vom Grabe ſelbſt im Schutze des Kirchengebäudes angebracht wurden. Bei ihnen rückt an die Hauptſtelle des Kunſtwerkes, die bei den mittelalterlichen Grabſteinen die Figur des Verſtorbenen einnahm, eine der Andacht gewidmete bildliche Darſtellung, welcher der Verſtorbene ſich als ganz kleine Figur in anbetender Stellung oder in Geſtalt eines beiläufig auftretenden Bruſtbildes unterordnet. Der Stil der figürlichen Darſtellungen iſt noch ſehr ſchwankend. Neben ängſtlichem Anklammern an hervorragende Meiſter der neuen Richtung wie Dürer(Abb. 16) finden wir übermütiges Austoben in wilder Bewegung und feinſinniges Bemühen, bei dem der Glaube freilich ſtärker als das Können iſt.
Schnell blüht nun die Epitaphkunſt zu wunderbarer Prachtentfaltung auf, wofür am beſten das herrliche Schulenburgſche Epitaph in der Katharinenkirche(Tafel 24 und Abb. 48) Zeugnis ablegt. Es iſt ein Werk der auch anderwärts zahlreich ver— tretenen Gattung von reich aufgebauten Wanddenkmälern, in der um 1600 die Bildhauer eins der vorzüglichſten Schaffensgebiete ihres bedeutenden künſtleriſchen