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teile in Hochformat und einem ſtark eingezogenen Aufſatzſtücke. Innerhalb dieſer durch einen mehr oder weniger reichen architektoniſchen und ornamentalen Aufbau gegliederten Kompoſition finden ſich nun meiſt drei Gemälde, welche den Verhältniſſen der drei letztgenannten Teile entſprechen und häufig untereinander in gewiſſen inhaltlichen Beziehungen zu einander ſtehen. Das untere Querbild enthält meiſt in kleinem Maßſtabe die Geſtalten der ganzen Familie, wie bei den Steinepitaphien nach Geſchlechtern getrennt, zu beiden Seiten des Gekreuzigten knieend, vor einem architektoniſchen oder landſchaftlichen Hintergrunde. Das Gemälde im oberen Aufſatze zeigt gewöhnlich eine dem geringeren Umfange entſprechende knappe Darſtellung, meiſt nur eine einzelne Figur, etwa die des auferſtehenden Heilands, oder Gottvater oder auch wohl die Dreieinigkeit. Mannigfaltig ſind die Vorwürfe des Hauptbildes, doch ſind es faſt immer Gegenſtände aus der heiligen Geſchichte oder der evangeliſchen Heilslehre.
Die künſtleriſche Art dieſer Gemälde weiſt ebenfalls auf ſächſiſche Einflüſſe. So finden wir bei dem Epitaph, welches am beſten das Weſen dieſer Gattung zum Aus— druck bringt, dem des Bürgermeiſters Petrus Weitzke(Abb. 15), als Hauptbild eine Darſtellung, die einem Vorbilde Cranachs nachgeahmt ſcheint, obwohl ſie einem um 1585 in Brandenburg auftretenden und ſonſt in der Kunſtrichtung des niederländiſchen Malers Martin Voß arbeitenden Künſtler, dem Thomas Heren aus Emden , ihre Entſtehung verdankt. Die Kompoſition zeigt ſich hier auf bedeutend höherer Stufe als in einem in Gotha befindlichen Cranachſchen Bilde verwandten Inhalts und ſteht auch ſonſt über den beiden noch in St. Gotthardt vorhandenen Gemälden Herens. Der gleichen Richtung gehören noch mehrere Epitaphbilder dieſer Kirche an, unter denen auch Gulden, der Leipziger Maler des früheren Altars, wieder vertreten iſt. Nur vereinzelt kommt, wie z. B. in dem Bilde des von der Hageſchen Epitaphs und einem Madonnenbilde der Katharinenkirche, italieniſcher Charakter zur Geltung. Der weiter fortſchreitenden Zeit entſpricht leider keine gleichkommende Erhebung der künſtleriſchen Bedeutung der Tafelmalerei. Als koloriſtiſch ſchwache Leiſtungen ſind namentlich die wohl dem gleichen Meiſter angehörenden Bilder der Himmelsleiter Jakobs im Chor und des himmliſchen Jeruſalems in der weſtlichen Südkapelle der Gotthardtkirche zu bezeichnen.
Aus der Geſamtheit all dieſer Gemälde tritt uns zwar keine bedeutende eingeſeſſene Künſtlererſcheinung entgegen, aber— namentlich wenn wir die Altargemälde in Betracht ziehen— ein immerhin ſchätzenswerter Beſtand an Stücken, die ſorgfältiger Pflege würdig find, weil fie, wenn auch nicht von der gefälligen Linienſchönheit und dem verfeinerten Farbenreiz neuzeitlicher Werke, doch oft genug in der weniger anſprechenden Schale den geſunden Kern eines tieferen Gemütslebens in ſich ſchließen.
An Glasmalereien beſitzt nur der Dom und die Paulikirche bedeutendere Reſte. Daß jener bereits bei ſeiner erſten Erbauung farbige Fenſter bekommen habe, iſt unter den damaligen Verhältniſſen kaum anzunehmen, obſchon ſich die Blüte der alten Glasmalerei gerade damals zu entfalten begann.