Teil eines Werkes 
Bd. 2, Teil 3 (1912) Die Kunstdenkmäler von Stadt und Dom Brandenburg / unter der Schriftl. des Theodor Goecke bearb. von Paul Eichholz. Mit Einl. von Willy Spatz und Friedrich Solger
Entstehung
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Kunſtgeſchichtliche Überficht. XCIH

achſe(Abb. 224) oder endlich in ſteil ſchräg anfteigenden Zügen(Abb. 226) angeordnet ſind. Während die beiden erſten Arten noch an den Motiven von Löwen , Adlern, Hunden und Huftieren, von ſchönen Palmetten bezw. Bäumen in umſchloſſenem Garten feſthalten und ſich durch eine gleichmäßig ſtrenge Verteilung der Flächen und überaus edle Linienführung auszeichnen, tritt bei der dritten Art zuweilen ein Rhythmus von Motiven ſtark abweichenden Maßſtabes und ſehr ungleicher Flächenwirkung hervor. Auch verraten die Keime des Granatapfels daran ſchon den Übergang zu einer neuen Geſchmacksrichtung. Sie zeitigte das während des 15. Jahr hunderts in hundertfacher Abwandlung durchgearbeitete Granatapfelmuſter großen Stiles, für deſſen Entwicklung die Brandenburger Kaſeln einige ſchöne Beiſpiele liefern. Sie gehören meiſt franzöſiſchen Samten und Brokatſtoffen an, und es iſt beachtens­wert, wie die Muſter mit den einſeitig in Wellenlinien anſteigenden Stamm­zügen in Stücke zerſchnitten ſind, um ſie und ihre herrlichen großen Ananasmotive in ganz ſtreng ſymmetriſcher Anordnung wieder zuſammenzuſetzen. Unter ihnen ſei die Kaſel mit der Stickerei des Schwanenordens auf dem Rücken als ein beſonderes Prachtſtück hervorgehoben.