Gebäude.
Rathenower Straße nach dem gleichnamigen Tore ab, von wo eine Landſtraße um den Marienberg nordwärts gen Rathenow zog. Die Stadt zeigt alſo keines der bekannten regelmäßigen Schemata, nach denen die Gründungen des öſtlichen Kolonial— gebietes angelegt ſind.
Ihre Namen erhielten die Straßen z. T. nach dem Tore oder Orte, nach dem ſie führten; ſo, außer den bereits genannten, die Mühlentorſtraße im Nordoſten, die Waſſertorſtraße öſtlich vom Markte, die Marktſtraße nordweſtlich an dieſem, die Kloſterſtraße bei St. Johannis, die Heideſtraße(auch Seidenbeutel oder Seitenbeutel genannt), welche nach dem einſt anſehnlichen Walde bei Cracow führte, der Huck in einer toten Ecke der Stadt in der Fortſetzung der Ritterſtraße. Dieſe bezeichnete man vielleicht nach dem Wege der Ritter des Schwanenordens, die in jedem Jahre einmal nach der Marienkirche wallfahren mußten. Sie litt früher durch große Enge am ſüdöſtlichen Ende, wo fie in den einſt hier vorhandenen Torturm mündete. Die ö örtlichen Verhältniſſe ſind hier in neuerer Zeit mehrmals verändert worden. Einige andere Straßen leiteten ihren Namen von den Gewerken her, die darin hauptſächlich vertreten waren; fo die Bäcker-, Fiſcher⸗- und Schuſterſtraße. Die Kapellenſtraße nannte man nach einer 1516 an Stelle eines Judenhauſes hier errichteten nicht mehr vor— handenen„Neuen Kapelle“ oder Corporis⸗-Chriſti⸗Kapelle, welche ſehr bald wieder einging. Der Schiffbauerdamm und der Fiſchmarkt waren außerhalb der Mauer an der Havel , ihre innerhalb der Mauer zur langen Brücke hinlaufende Fortſetzung hieß in den letzten Jahrhunderten Kommunikation. Anfang des 18. Jahrhunderts gab es auch hier eine Peterſiliengaſſe(vergl. d. Regiſter zum Hedemannſchen Plan und 38.40. Jahresber. d. Hiſt. Ver., S. 153). Im Jahre 1808 nannte man fo die! linke Seite der Waſſertorſtraße von der Bäckerſtraße aus. Unter Fiſcherhalbe ver— ſtand man die Waſſerſeite des altſtädtiſchen Kietzes(38.—= 40. Jahresber. d. Hiſt. dee, S. 152),.
Von den Gebäuden der Altſtadt war die Gotthardtkirche ſtets das bedeutendſte. Um ſie her, zumal auf der Südſeite, lag der bis 1787 benutzte Hauptfriedhof der Stadt. Nördlich von der Kirche lag, wie bereits bemerkt, wahrſcheinlich die im Anfang des 13. Jahrhunderts genannte„curia“ bei St. Gotthardt , die entweder als Reſt eines Fürſtenhofes des Pribislaw oder als das Wohngebäude der PrämonſtratenſerNiederlaſſung zu betrachten iſt.— Im Jahre 1433 erhielt das Domkapitel von der Stadt die Erlaubnis, nahe beim Pfarrhauſe zum Abſchluß eines bisher offenen Durch ganges eine Pforte und ein Tor bei der Stadtmauer anzulegen, die der Pfarrer indeſſen zur Zeit des Rufes mit der Wächterglocke den Stadtwächtern öffnen laſſen mußte(Riedel x, S. 136). Ende des 15. Jahrhunderts baute Biſchof Stechow nördlich von der Kirche ſeinen Sitz, deſſen Hauptgebäude im 16. Jahrhundert im Beſitze der Familie Saldern war und zur Saldernſchen Schule eingerichtet wurde. Gegenwärtig ſtehen hier Schul- und Predigerhäuſer. Das Archidiakonat war ver; mutlich das einſtige Kalandshaus.
Der hinter der ehemaligen Saldria ſich an Stelle des früheren Walles aus: breitende Kreisgarten hat ſeinen Namen daher, daß ihn König Friedrich II. einem