3 Stadt Brandenburg.
mit gebuckelten Blättern und den in bezeichnender Linie geknickten breiten Stengeln (Abb. 6). Die Pfeilerſockel haben ein der attiſchen Baſis ähnliches Profil; die Dienſtbaſen gleichen faſt umgekehrten Würfelkapitellen. Die hochgeſpannten Gewölbe des Mittelſchiffs erheben ſich beträchtlich über die der Seitenſchiffe(Querſchnitt Abb. 3), ſo daß in jenem über den reich profilierten Arkadenbögen ſichelförmige Schildflächen entſtehen, die oberhalb von Schildbögen umſäumt ſind. Die an Stelle der Quergurte tretenden Rippen ſind gleich den übrigen profiliert. Die dreiteiligen Fenſter haben einfaches zu kleinen Spitzbögen verbundenes Stabwerk. Unter dem mageren Hauptgeſims läuft ein geputzter mit ſchabloniertem Muſter bemalter Fries hin. Die zweimal abgeſtuften Strebepfeiler endigen in Höhe dieſes Frieſes ſatteldachförmig. Auf der Nordſeite des Chores tritt ſtellenweiſe ein Rautenmuſter aus geſinterten Ziegelköpfen auf; hier vermittelt ein kleiner Treppenturm mit einem erſt 1905 ausgebauten Kopf den Aufſtieg zum Dach, das alle drei Schiffe gemeinſam überdeckt und deſſen Firſt nach Ausweis der älteren Stadtanſichten ein Dachreiter zierte. Die Konſtruktion des tannenen Dachſtuhls(Abb. 3) weicht inſofern bereits von frühmittelalterlichen Dachſtühlen ab, als die Binder nicht alle gleichartig behandelt ſind, ſondern nur jeder zweite als Vollbinder abgebunden und den Längshölzern zwar noch nicht als Pfetten, aber in Form von Rahmhölzern unter den Kehlbalken eine größere Bedeutung zugewieſen iſt als früher.
Gleichzeitig mit dem Chore entſtand die auf deſſen Südſeite angebaute Sakriſtei nebſt einem nach der Kirche früher(und auch neuerdings wieder) in breitem Spitz bogen geöffneten Obergeſchoß. Entſprechend dem geringen Umfange ändert ſich hier — wie bei den anderen Kapellenanbauten der Kirche— die Gliederung der Außen— mauern. Sie erhalten annähernd die gleiche Stärke wie die der Kirche, werden aber im Innern durch Niſchenwerk erleichtert, das z. T. zu Wandſchränken benutzt wird. Schon ſo leiſten ſie dem Schub der geringen Gewölbeſpannungen genügenden Widerſtand und können daher der tiefen Strebepfeiler entraten. Dieſe verflachen ſich faſt zu Liſenen, über deren pultförmiger Abdeckung der Geſimsfries ununterbrochen durch— laͤuft, fo daß die Wirkung dieſer kleinen Anbauten eine tunlichſt geſchloſſene, ruhige bleibt. Die Fenſter können auf dieſe Weiſe innen wie außen jene dem Auge ſo angenehmen kräftigen Gewändeausbildungen erhalten. Sie ſind im Erdgeſchoß im Stich⸗, oben im Spitzbogen geſchloſſen. Während die Decke der Sakriſtei in zwei ſchlichte Kreuzgewölbe zerlegt iſt, zwingt die große Öffnung des oberen Raumes zu einem fünf— teiligen Gewölbe. Die Geſamthöhe des Anbaus iſt ſo eingerichtet, daß das Kirchen— dach in gleicher Neigung darüber hinweggeſchleift werden konnte. Die gleiche Fürſorge iſt bei allen aufeinanderfolgenden Anbauten der Südſeite durchgeführt, um die ſchlichte Erſcheinung zu wahren und koſtſpielige Dachausbildungen zu vermeiden. Über die Beſtimmung des Obergeſchoßraumes fehlen zuverläſſige Nachrichten, doch iſt es wahrſcheinlich, daß er der Liebfrauengilde als Kapelle diente..
Sechſte Bauzeit. Im Jahre 1472 iſt in der größeren, eingeſchoſſigen Kapelle an der Nordſeite des Chores laut Inſchrift links neben ihrem öſtlichen Fenſter ein Altar geweiht worden. Sie muß alſo damals bereits vollendet geweſen ſein. Ihre