Teil eines Werkes 
Bd. 2, Teil 3 (1912) Die Kunstdenkmäler von Stadt und Dom Brandenburg / unter der Schriftl. des Theodor Goecke bearb. von Paul Eichholz. Mit Einl. von Willy Spatz und Friedrich Solger
Entstehung
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St. Gotthardtkirche . 13

und 2) mit ihrem kurzen Achteckgeſchoß errichtet, über deſſen Kuppeldach ſich eine Laterne mit leichter Galerie erhebt. Das Innere der Kirche iſt 1734 aus­geweißt worden. 1736 bis 1737 wurden der Orgelproſpekt und die Emporen erneuert. In den Jahren 1904 bis 1906 wurde die Kirche durch Baurat Dihm einer umfaſſenden Erneuerung unterzogen, wobei unter anderem auch der Dachreiter auf dem Chore neu errichtet, eine Zentralheizung angelegt, der Raum für die Bibliothek im Weſtbau hergerichtet, das Innere ſamt den Epitaphien neu bemalt und der zertrümmerte Taufbaldachin wiederhergeſtellt wurde.

Innere Ausſtattung.

Der gegenwärtige Altar(Taf. 3) beſteht aus der alten Menſa und einem Aufbau aus neuerer Zeit. In dem Backſteinkörper der Menſa iſt an jeder Seite eine im Stich­bogen geſchloſſene Niſche als Wandſchränkchen angebracht. Die Deckplatte aus Sandſtein enthält in der Mitte die Reliquiengruft, entbehrt aber der Weihkreuze. Der Aufſatz, ein Werk moderner Gotik von 1874, bildet gewiſſermaßen nur den Rahmen für das im gleichen Jahre von Pfannenſchmidt ausgeführte Gemälde, das den Seelenkampf Chriſti im Garten von Gethſemane darſtellt.

Der frühere, i. J. 1559 angeſchaffte, bis 1874 am Hauptaltar benutzte Altar­aufbau iſt jetzt an der Oſtwand der mittleren Südkapelle aufgeſtellt. Seine Anordnung iſt im allgemeinen noch derjenigen der ſpätgotiſchen Flügelaltäre verwandt, doch iſt der Schrein zu einer flachen Bildtafel mit nüchternem Gebälk geworden, das im Fries mit dem kurbrandenburgiſchen und dem altſtädtiſchen Wappen beſetzt iſt und von einer geſchnitzten Gruppe der Dreieinigkeit überragt wird. Die Bekrönungen der feſten Seitenteile, die der Rat der Altſtadt 1561 hinzufügen ließ, und die ſeit­lichen Konſolanſätze des Unterteils ſind von Meiſter Lurch mit flach geſchnitztem frühem Renaiſſanceornament verziert. Die von Meiſter Wilhelm Gulden in Leipzig ausgeführten Bilder des Altars ſind bibliſchen Inhalts; ſie zeugen zwar nicht von bedeutendem Können, ſind aber wie der architektoniſche Aufbau ein lehrreiches Beiſpiel, wie man ſich in dieſer Zeit des Übergangs die neue Auffaſſung zu eigen zu machen ſuchte. Die nachträglich hinzugefügten Tafeln mit den Apoſteln Petrus und Paulus ſind C. HE 1561 gezeichnet.

Die Kanzel aus Sandſtein iſt ein i. J. 1623 in Nürnberg angefertigtes, vollendetes Werk der Spätrenaiſſance, das von der damals bedeutenden Tuchmacher­gilde der Altſtadt geſtiftet wurde(Taf. 5). Sie ruht auf einer bärtigen Männer­geſtalt in wallendem Gewande, die ſich auf einen Stab ſtützt und in die von der Rechten gehaltene Bibel blickt. Die Ecken der Kanzel ſind mit den ſchwung­voll entworfenen, freiſtehenden Figuren der Evangeliſten beſetzt; die in Rund­bogen geſchloſſenen Füllungen an den Seiten des polygonalen Grundkörpers enthalten kunſtvoll und mit großer Feinheit gearbeitete Reliefdarſtellungen aus dem Leben Chriſti. Die ähnlich entworfene Brüſtung der Kanzeltreppe zeigt die Geſtalten von Aaron , Moſes und David ſowie einen Ratsherrn mit Pelzkragen, Kette und