Teil eines Werkes 
Bd. 2, Teil 3 (1912) Die Kunstdenkmäler von Stadt und Dom Brandenburg / unter der Schriftl. des Theodor Goecke bearb. von Paul Eichholz. Mit Einl. von Willy Spatz und Friedrich Solger
Entstehung
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St. Gotthardtkirche . 19

Die zahlreichen Epitaphien der Kirche ſind bei der Erneuerung des Innern neu bemalt worden und haben z. T. andere Plätze bekommen, als ſie vordem hatten. Es find meiſt Werke dekorativer Renaiſſancekunſt, deren Wert als Zierden des Gotteshauſes gerade nach der allgemeinen Wiederherſtellnung wieder deutlich hervortritt.

Steinerne Epitaphien:;

1) An der Südwand das Steinepitaph des Berliner Bürgermeiſters Thomas Matthias , urſprünglich 1549 für deſſen Vater errichtet, nach ſeinem Tode i. J. 1576 für ihn ſelbſt umgeſtaltet. Unter einer langen ſchmalen Inſchrifttafel befindet ſich eine wildbewegte Reliefdarſtellung des Durchzuges der Juden durch das rote Meer. Inſchrifttafel und Reliefdarſtellung ſind gemeinſam in einfacher Weiſe architektoniſch umrahmt.

2) Am dritten weſtlichen Arkadenpfeiler der Südſeite das Steinepitaph des Bürger­meiſters Hans Trebaw(sic), von 1549(Abb. 12). Über der Inſchrifttafel als Sockel erhebt ſich eine zierliche, in der Mitte von unten nach oben geteilte Renaiſſance Architektur mit Baluſtergalerien in mehreren Stockwerken. In den ſo gebildeten, nach vorn offenen Räumen befinden ſich acht Reliefdarſtellungen aus der Geſchichte des reichen Mannes und armen Lazarus. Die Todestage des Sohnes Hans Trebow (Sich und ſeiner Familie ſind ſpäter hinzugefügt.

3) Am vierten weſtlichen Arkadenpfeiler der Südſeite das Steinepitaph für Andreas und Anna Hartwich, von 1736. Auf einer rechteckigen Relieftafel, die auf zwei Konſolen ruht und von Kartuſchenwerk umrahmt iſt, zeigt Chriſtus in geiſtvoll aufgefaßter Stellung ſeine Wundenmalez ſeine Füße ſind von einer Schlange umſchlungen(Abb. 13).

4) Zwiſchen den beiden ſüdlichen Chorkapellen befindet ſich das 1559 datierte Steinepitaph des 1572 verſtorbenen Bürgermeiſters Joachim Damstorff (Abb. 14) und feiner Gattin Anna Durings. Innerhalb der mehrſtöckigen Renaiſſance⸗Architektur befinden ſich zwei Reliefdarſtellungen, oben: Chriſti Geißelung mit gewaltſam bewegter Stellung der Figuren, unten, etwas maßvoller: die Kreuz tragung; an den Seiten die Reliefbildniſſe der Stifter.

5) Südlich von der mittleren Chorkapelle iſt das Steinepitaph des Bürger meiſters Michael During und ſeiner Ehefrau Katharina Zieriſſes, von 1615, angebracht.(Taf. 10.) Es beſteht aus einer Säulenarchitektur mit oberem Aufſatz und einem predellenartigen Unterteil. Neben dem mittleren Relief des Gekreuzigten knieen die vollrunden Figuren der Stifter; darüber folgt im Aufſatz ein Relief der Auferſtehung mit der knieenden Figur ihres Sohnes als Bekrönung. Das Epitaph iſt von drei achteckigen gemalten Bildniſſen, den wohlgelungenen Bruſtbildern der Verſtorbenen, umgeben.

6) Die mittlere Chorkapelle, die durch ein reiches Spätrenaiſſancegitter ab

geſchloſſen iſt, birgt das barocke Grabmal des Steuereinnehmers Chriſt. Köhlau (f 1723) und feiner Gattin.