Teil eines Werkes 
Bd. 2, Teil 3 (1912) Die Kunstdenkmäler von Stadt und Dom Brandenburg / unter der Schriftl. des Theodor Goecke bearb. von Paul Eichholz. Mit Einl. von Willy Spatz und Friedrich Solger
Entstehung
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40 Stadt Brandenburg .

Enden, doch ohne Turm. Die zweimal abgeſtuften Strebepfeiler konnten erſt oberhalb der alten Mauern ordnungsmäßigen Verband mit den Außenwänden erhalten. Das Sockelprofil hat den Typus der attiſchen Baſis. Die großen dreiteiligen Fenſter erhielten an den Längsſeiten einfache Profilierung und Maßwerk im Bogenfeld , das ſich in dem der Weſtſeite und dem großen Rundfenſter(Abb. 23) über dem Portal an der Nordſeite zu reicheren Bildungen entfaltete. Die übermäßig breite Anlage des Weſtfenſters(Abb. 25) wurde nachträglich durch teilweiſes Zumauern der urſprünglichen Sffnung eingeſchränkt. Das eben erwähnte Nordportal iſt teilweiſe erſt nachträglich ausgeführt und tritt infolgedeſſen etwas vor die ſeitlichen Niſchen der einſchließenden Strebepfeiler. Seine ungeſchickt ausgeführte Zwiſchenteilung in zwei kleinere Spitzbögen deutet auf eine noch etwas ſpätere Umgeſtaltung. Als Gewölbeträger dienten profilierte Wanddienſte, die in Höhe von 2,66 m auf Konſolen mit ſteifem, ſchlecht geratenem Blattwerk oder überzarten Maßwerkformen aufſitzen. Das Hauptgeſims ſchmückt ein Relieffries aus Weinblättern(Abb. 23), der vielleicht vom alten Bau übernommen wurde. Von beſonderem Reiz iſt der Weſtgiebel, an deſſen Fuße der gleiche Blattfries nur in kurzen rhythmiſch verteilten Stücken auftritt, wohl den letzten Reſten vom alten Material(Abb. 25). Man machte hier wohl nur da vermutlich der Vorrat an Platten nicht ausreichte aus der Not eine Tugend. Ebenſo leicht half man ſich, als kurz vor dem Abſchluß des Giebels die Profilſteine für die Kanten ſeiner Blenden ausgingen, indem man unbedenklich zu anderen griff, die gerade noch vor­handen waren. Das Steinformat dieſes Umbaus iſt 30. 14. 10 em. Fromme berichtet 1679 in ſeiner Nomenklatura, daß die Johanniskirche i. J. 1411ihren Anfang bekommen. Dieſe Angabe iſt allenfalls mit den Formen des beſchriebenen Umbaus und der allgemeinen, aus dem Bau erhellenden Sachlage zu vereinbaren. Die Gewölbe ſcheinen ſogar erſt ein Jahrzehnt ſpäter fertig geworden zu ſein. Darauf deutet die von Garcaeus(Ausgabe von Krauſe, S. 346, Anmerk.) überlieferte Inſchrift, die ſich am Weſtende der Kirche befunden hat, alſo nicht auf den(ſpäteren) Chor, ſondern nur auf die Langhausgewölbe zu beziehen iſt. Sie lautete: yistud aedificium hujus ecclesiae testudinis sub tempore Johannis Guardiani completum est A D. 1422 in die St. Aegidii abbatis. Aus der nachträglichen Ausführung der Gewölbe erklärt ſich wohl auch die des nördlichen Strebepfeilers der Weſtfront nebſt einem drei Steine breiten Anſatz.)

) Nachdem Adler(Backſteinbauwerke, S. 27 f) urſprünglich ausgeführte Steingewölbe und deren Beſeitigung in neuerer Zeit angenommen hatte, vertritt Wernicke(in Bergau, S. 252) die Meinung, daß ſchon i. J. 1422 eine Erneuerung der Gewölbe ſtattgefunden habeund zwar wie er äußert ſchon damals, wie fie Garcaeus genau beſchreibt, ein tabulatum pictum an Stelle eines eigentlichen Gewölbes. Beide nehmen alſo urſprüngliche Steingewölbe an, für welche die Kirche ja auch durch ihre Dienſte und Strebepfeiler angelegt iſt. Eine Unterſuchung des betreffenden Gebaäudeteils iſt dadurch erſchwert, daß der Raum zwiſchen dem jetzigen Holzgewölbe und dem Dachboden nicht ohne teilweiſes Entfernen der Dielung zugänglich iſt. Sie würde auch über den Zeitpunkt des Untergangs der Gewölbe kaum einen Aufſchluß ergeben. Man iſt hierfür alſo auf die überlieferten Nachrichten angewieſen, wobei hauptſächlich Garcgeus in Betracht kommt, der die oben im Texte mitgeteilte Inſchrift bringt. Wäre ſie, wie er angibt, asseribus inscripta geweſen, fo könnte man glauben, das Datum von 1422 bezöge ſich auf die Holzdecke,