wirken, als es mit dem zarten Weinlaubfries des Langſchiffes möglich war. Die Architekturteile des Innern erhielten eine ebenſo ſparſame Ausbildung wie im Schiff: knappe runde Konſolen, aus deren Kelchform gebrochene kleine Spitzbögen ausgekerbt ſind, die Dienſte einfach in Form dicker Rundſtäbe, ihre Kapitelle trocken und dürftig ohne jedes Blattwerk. Dennoch kam die ſchöne, faſt kuppelartige Wirkung des Zelt— gewölbes zur vollen Geltung.— Während der Ausführung dieſes Chorbaues ließ man vermutlich, um den Gottesdienſt nicht ſo lange ausſetzen zu müſſen, die bis— herige öſtliche Giebelwand vorerſt noch ſtehen(Abb. 23, Grundriß). Durch dieſes Hindernis geſchah es wohl, daß die weſtlichen Ecken des Chors ſich den Längswänden des Schiffs etwas mangelhaft anpaſſen.— Mit dem Chorbau waren die weſentlichen Beſtandteile der Kirche vollendet. Adler will zwiſchen ihm und dem Mühltorturm der Neuſtadt eine gewiſſe Verwandtſchaft bemerken und ſpricht darauf hin feine Ausführung dem gleichen Meiſter(Nicolaus Kraft) zu. Doch find die verwandſchaftlichen Züge zu unbedeutend, um auf gleiche Herkunft ſchließen zu können..|
Fünfte Bauzeit. Vermutlich noch vor 1440 wurde dann ſtatt des an der Nordſeite geplanten, aber nicht vollendeten Turmes ein ſolcher auf der Südſeite zur Ausführung gebracht. Man ſattelte ihn unvorſichtig genug auf den einen der Chor— ſtrebepfeiler auf. Seine quadratiſche Grundform wurde oben ins Achteck übergeführt (Abb. 23, Grundriß); er erhielt ohne Zweifel einen ſpitzen Helm.
Sechſte Bauzeit. Eine letzte Abrundung der ganzen Baugruppe ſollte noch im Nordoſten vorgenommen werden und zwar durch eine Verlängerung der Sakriſtei nach Oſten(Abb. 23, Grundriß) und eine Erhöhung des ganzen niedrigen Anbaus durch ein Obergeſchoß, das wohl als Archiv oder Bibliothek geplant war. Zur vollen Ausführung kam hiervon indeſſen nur die Verlängerung des Erdgeſchoſſes um einen kleinen Raum, den man durch ein Verſchieben der bisherigen Oſtmauer nach Weſten etwas vergrößerte. Er erhielt ein Kreuzgewölbe auf Birnſtabrippen und an der Nordwand einen Kamin in Form einer im Stichbogen geſchloſſenen breiten Wandniſche. Im Obergeſchoß entſtanden noch die für ein Gewölbe von drei rhythmiſch geteilten Jochen nötigen Wandpfeiler an der Nordwand und die ſich daraus entwickelnden Schildbogenniſchen(Abb. 24, Schnitt). Weiter kam man aber anſcheinend nicht mit dieſer Unternehmung, die wohl ſchon in das Ende des 15. Jahrh. fällt. Vermutlich wurden die Brüder von ihr durch die Sorgen abgehalten, die ihnen wohl damals ſchon aus der mangelhaften Standfeſtigkeit der ſüdlichen Kirchen mauer erwuchſen. Die Gewölbe hatten hier die ungenügend fundierte Schiffsmauer allmählich ſüdwärts hinausgedrängt, als ſchließlich die Gewölbe die nötige Spannung verloren und einſtürzten oder noch rechtzeitig ausgebrochen wurden. Wir wiſſen nicht, wann dies geſchehen, aber Garcaeus berichtet(Ausgabe von Krauſe, S. 346) von einer bemalten Täfelung(tabolato picto), die zu ſeiner Zeit die Kirche deckte. Hierbei iſt wohl nicht— wie bisher geſchehen— an eine hölzerne Nachahmung von Kreuzgewölben nach Art der gegenwärtigen zu denken. Dergleichen lag jener Zeit zu fern. Überdies erzählt Büſching(Reiſe in einige Münſter , S. 32 f) i. J. 1819:„Die Wölbung war herabgefallen, eine hölzerne gleichlaufende Decke