Teil eines Werkes 
Bd. 2, Teil 3 (1912) Die Kunstdenkmäler von Stadt und Dom Brandenburg / unter der Schriftl. des Theodor Goecke bearb. von Paul Eichholz. Mit Einl. von Willy Spatz und Friedrich Solger
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48 Stadt Brandenburg .

beginnen im Innern etwa in Höhe der Gewölbekämpfer(Pfeilerkapitelle), reichen aber außen bis wenige Meter über den Erdboden herab. Der Feldſteinkern hat hier alſo eine Backſteinſchale erhalten. Über die damalige Geſtaltung der oberen Turmteile iſt nichts mehr feſtzuſtellen; nur daß der Turm im Jahre 1287 bereits als hoher maſſiver Bau beſtanden hat, iſt aus der von Garcaeus überlieferten Inſchrift der einſtigen, 50 Zentner ſchweren Hauptglocke zu ſchließen, die dieſe Jahreszahl getragen hat. Vor ſeinem Einſturz im 16. Jahrh. war er 80 Ellen hoch.

Dritte Bauzeit. Von etwaigen baulichen Vorgängen an der Kirche während der zwei erſten Jahrhunderte ihres Beſtehens iſt keine Kunde auf uns gekommen. Nur die oben erwähnte Nachricht iſt überliefert, daß im Jahre 1305 das Patronat von den Markgrafen an das Domkapitel überging. Gegen Ende des 14. Jahrh. war das Kirchengebäude wohl durch Alter und Schäden unanſehnlich und wegen mancherlei Mängel ganz unzulänglich geworden, denn es traten um dieſe Zeit erſt vereinzelt, ſpäter zahlreicher die Anzeichen auf, aus denen zu entnehmen iſt, daß man ſich mit dem Gedanken eines Neubaus trug. Den Anfang machte ein Ablaßbrief, den Biſchof Dietrich von der Schulenburg i. J. 1381 zu Gunſten des Kirchengebäudes(ad struc­turam et alia ornamenta ecclesiastica) erließ. Darüber, daß es ſich tatſächlich um einen Neubau handelte, laſſen die Ausdrücke wie: ad praedictam ecclesiam restaurandam et ad fabricam hujus ecclesiage keinen Zweifel. Bis zum Ende des Jahrhunderts mehren ſich dann die Indulgenzſchreiben, unter denen eines i. J. 1395 bereits im einzelnen eine capella corporis Christi namhaft macht, quae in ecclesia parochiali novae civitatis Brandenb. opere sumptuoso extitit asdificanda(Urk. im Stadtarchiv l, Nr. 69). Die Fronleichnamsgilde, der dieſe Kapelle dienen ſollte, ſcheint ſich des Neubaus der Kirche überhaupt beſonders fördernd angenommen zu haben; ja die Anſprüche des Fronleichnam­dienſtes, der ſich gerade in dieſer Zeit ſtark entwickelte, ſcheinen namentlich zur Unter: nehmung des Neubaus gedrängt zu haben. Im Februar 1395 iſt dann, wie aus einer Nach­richt des Neuſtädter Stadtbuches hervorgeht, mit dem Abbruch des Mauerwerks der alten Kirche angefangen worden.

Der höchſtwahrſcheinlich noch im gleichen Jahre begonnene Bau iſt nach einem einheitlichen Plan, jedoch im weſentlichen in drei Abſchnitten ausgeführt worden. Nach dieſem Plane(Abb. 29) blieb der damalige Weſtbau wenigſtens in ſeinen Hauptmaſſen erhalten, während das Feldſteinmaterial der alten Kirche für die Fundamente und Sockel der neuen Verwendung fand. In den Hauptzügen des Aufbaus ſowohl wie in der Ausbildung der Einzelheiten machte ſich der Meiſter, deſſen Name uns durch eine Inſchrift am Bau ſelbſt bekannt iſt, alle Errungenſchaften der damaligen Backſteinbaukunſt zunutze, um einen Bau zu ſchaffen, der gegenüber dem früheren Gebäude die Bedeutung und den Wohlſtand der inzwiſchen zu hoher Blüte gelangten Neuſtadt zum glänzenden Ausdruck bringen ſollte. Als Stützpunkte der Gewölbe(Abb. 30 u. Taf. 16) errichtete Meiſter Heinrich Brunsberg in zwei Reihen die achteckigen, an den Ecken mit Rundſtäben beſetzten Arkadenpfeiler(Abb. 33), die über ſchmuckloſen Kapitellen nur in der Längsrichtung durch kräftige ſpitze Tragebögen für den Dachſtuhl verbunden wurden. In der Querrichtung iſt ihnen jederſeits ein Bündel