Teil eines Werkes 
Bd. 2, Teil 3 (1912) Die Kunstdenkmäler von Stadt und Dom Brandenburg / unter der Schriftl. des Theodor Goecke bearb. von Paul Eichholz. Mit Einl. von Willy Spatz und Friedrich Solger
Entstehung
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Katharinenkirche. 57

ſtruktion folgt den im Mittelalter dafür angenommenen Grundſätzen, indem ſie aus­gehend von den durch die Mauern gegebenen feſten Stützpunkten in einfachſter Weiſe über den Mittelſchiffarkaden ein aus mehreren Stockwerken beſtehendes hohes Gerüſt aus durchgehenden Stielen und als Zangen wirkenden Balken mit Kopfbändern an den Enden aufbaut und in den darüber und daneben über den Seitenſchiffen verbleibenden Zwickeln größere und kleinere Streben ſo anordnet, daß die Sparren tunlichſt in gleichmäßigen Abſtänden von 3 bis 4 Metern unterſtützt werden. Jedes Geſpärr iſt als Binder gefügt und ſteht für ſich. Die Kopfenden der großen Stiele ſind durch ein Längsrähm verbunden, das die erſten von Sparren zu Sparren durchgreifenden Kehlbalken unterſtützt. Pfetten fehlen auch hier ganz. Im Chordachſtuhl haben ſich etwa 5 m vom Firſtende die Reſte des achteckigen Dach­reiters erhalten, der einſt das Dach der Kirche ſchmückte. Seine Spitze war frühzeitig ſchadhaft geworden und mußte ſchon 1484 erneuert werden. Es geſchah unter einem Meiſter Paul, der 1488 als Architekt der Stadt Brandenburg genannt wird Riedel IV, 271).

Fünfte Bauzeit. Allem An­ſchein nach erſt nach Vollendung des Abb. 31. Katharinenkirche. Chores wurde im Norden an der Stelle, Figuren der hl. Katharina und hl. Amalberga. wo Langhaus und Chor zuſammen­ſtoßen, die räumlich und architektoniſch bedeutendſte aller Kapellen der Kirche angebaut. Es iſt in ihr höchſtwahrſcheinlich die ſchon in dem Ablaßbriefe von 1395(Urk. im Stadtarchiv I, 69) als höchſt aufwendig geplant angeführte Fronleichnamskapelle zu erkennen. Ihre aus zwei faſt quadratiſchen Jochen und einem halbſechseckigen Oſtſchluß gebildete Grundform hat ausgeſprochene Oſtung und legt ſich mit der ſüdlichen Langſeite ſo an das Lang­haus, daß ſie dieſes im Grundriß oſtwärts mit ihrem Haupte überragt. Die Nordſeite der Kapelle öffnet ſich in zwei einander genäherten Portalen mit eigenartigem Beſchlag (ſiehe S. 71), über denen die Fenſter höher beginnen als die übrigen. Nach der Kirche zu iſt der Raum in einem breiten Spitzbogen geöffnet, der ſich ſo hoch erhebt, als die Stern­gewölbe der Kapelle zuließen. Zu der gleichen Höhe rückte man das benachbarte ſchmale Gewölbe zwiſchen den Strebepfeilern herab, um dieſen Raum mit der Kapelle zu einheit­