Teil eines Werkes 
Bd. 2, Teil 3 (1912) Die Kunstdenkmäler von Stadt und Dom Brandenburg / unter der Schriftl. des Theodor Goecke bearb. von Paul Eichholz. Mit Einl. von Willy Spatz und Friedrich Solger
Entstehung
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Katharinenkirche. 59

Buden hindurch von der Hauptſtraße aus ſichtbar zu werden. Die ehemaligen Krambuden wuchſen aber im Laufe der Jahrhunderte zu immer höheren Häuſern heran, ſchloſſen ſich immer dichter aneinander, und ſo ſteht die Kapelle jetzt hinter den Häuſern völlig verſteckt.

An der linken Seite des Mittelpfeilers der Kapelle zwiſchen den beiden Portalen befindet ſich die gleichzeitige Inſchrift, die für die Zeitſtellung der ganzen Kirche den einzigen genaueren Anhalt gibt. Sie iſt in 11 kurzen Reihen in eine 6 Schichten hohe Tonplatte geſchnitten, beſteht mit Ausnahme des Anfangs-A aus Minuskeln und lautet unter Auflöſung der Kürzungen:Anno domini 1401 constructa est haec ecelesia in die assumpcionis mariae virginis per magistrum hinricum brunsbergh de stettin. Dieſe Inſchrift, die ſich dem Ausdrucke nach zwar auf die ganze Kirche bezieht, iſt allem Anſchein nach gleichzeitig mit dem Mittelpfeiler vermauert und gilt inſofern zunächſt für dieſen Teil der Kapelle. Da dieſe nicht mit dem Schiff, ſondern nach dem Chore entſtanden erſcheint, fo würde das Jahr 1401 als der Abſchluß des ganzen Baues zu gelten haben. 1409 wurde ein neuer Altar des hl. Blutes geſtiftet, 1422 folgte ein Ablaßbrief zugunſten von Lichtern, Schmuckgeräten und anderen notwendigen Dingen für die Fronleichnamskapelle, und erſt 1137 weihte Biſchof Stephan denunlängſt errichteten Altar, der zugleich der hl. Dorothea gewidmet war. Über den ſpäteren Verbleib dieſes Altars iſt nichts bekannt.

Sechſte Bauzeit. Nach etwa dreihundertjährigem Beſtande wurde der Weſt­bau der Kirche ſo ſchadhaft, daß er einer durchgreifenden Ausbeſſerung unterzogen werden mußte. Es geſchah dies i. J. 1494 unter der Leitung des Meiſters Klaus Derentin. Der Rat der Neuſtadt äußerte ſich inbezug auf die Wiederherſtellung, er habe begonnen, den Turmut der grundt zu bauen(Schultz und Boelke, Beiträge z. Geſch. d. Katharinenkirche, S. 40). Dieſe Worte ſind nun ſicher nicht ſo zu verſtehen, daß der Turm völlig neu errichtet worden wäre. In anderem Sinne ſtimmen ſie indeſſen mit dem jetzigen Beſtande des von damals noch erhaltenen Südweſtteils gut zuſammen; ja dieſer Beſtand wäre ohne jene zufällig erhaltene Nachricht gar nicht verſtändlich. Die an der Weſtſeite angehäufte Mauermaſſe überſchreitet noch erheblich die ſonſt im Mittelalter für ſolche Verhältniſſe angewendeten Mauerſtärken. Die kleinen Räume, die hier noch übrig bleiben, zeigen durchweg Backſteinwandungen und Formen, die nicht in die Zeit des urſprünglichen Turmes, wohl aber in das Ende des 15. Jahrh. paſſen, kurz: man erhält aus dem jetzigen Zuſtande in Verbindung mit jener Nachricht den Eindruck, daß der alte ſchadhaft gewordene Feldſteinturm in jenem Jahre innen ſtark mit Backſtein ausgefüttert worden iſt und zwar von Grund auf(ut der grundt), um durch dieſe Maßnahme ſeine verminderte Standfeſtigkeit wieder zu erhöhen. In der Umgebung der ſüdlichen Tür zu einer der beiden Wendeltreppen ſowie in den oberen Teilen, ſoweit ſie noch mittel­alterlich ſind, zeigt ſich ebenfalls der Bauſtoff des Innern.

Der bewunderungswürdig einheitliche Plan der Katharinenkirche, den völlig in ſeinem Sinn durchzuführen Meiſter Heinrich Brunsberg vergönnt geweſen war, hatte unbekannt, in welcher Abſicht oder durch welche Umſtände auf der Süd­ſeite zwiſchen der Schöppenkapelle am Schiff und dem Sakriſteianbau am Chor eine