Er

60 Stadt Brandenburg .

ſeltſame klaffende Lücke gelaſſen, in deren Tiefe das ſüdöſtliche Portal des Lang: hauſes verſteckt war(Abb. 29). Erſt gegen Ende des 15. Jahrh. kam es zur Überbauung der Kluft durch einen zweiſtöckigen gewölbten Zwiſchenbau, der unten eine Vorhalle bildete, darüber aber einen Raum zur Unterbringung der Bücherei ſchuf, der von der Halle aus durch eine kleine Wendeltreppe in der Südweſtecke zugänglich iſt. Dieſer Bau war das Werk eines Meiſters, der im Bauweſen Brandenburgs eine eigenartige Erſcheinung bildete.

Abb. 85. Katharinenkirche. Anbau der Südſeite nebſt Einzelheiten.

Es konnte ja nicht ausbleiben, daß dem Rauſch der Bewunderung, den der Schöpfer der Katharinenkirche wohl allgemein erweckt hatte, einmal eine gewiſſe Ernüchterung folgte, daß man ſich von der überſprudelnden Maßwerkskunſt ihres Meiſters überſättigt abwendete, daß der Formenüberſchwang mit ſeiner beinahe unfaßbaren Fülle geometriſchen Zierrats von oft überzarter Feinheit umſchlug in eine jeder Tändelei abholde ernſte robuſte Kunſt, die einerſeits der ruhigen Fläche zu ihrem Rechte verhalf und andrerſeits das von dem früheren Meiſter ganz vernachläſſigte Pflanzen­ornament in ſeiner zeitgemäßen Stiliſierung wieder zu Ehren brachte. Alle dieſe Vorzüge ſuchte der neue Meiſter in ſeiner Kunſt zu vereinen, die er hier freilich nur in beſcheidenem Maße zur Geltung bringen konnte. Immerhin bringt der ſüdliche Zwiſchenbau ſeine Eigenart in bewußtem Gegenſatze zu Heinrich Brunsberg zum Ausdruck(Abb. 35). Den Feldſteinſockel führte er nicht durch, von Profilen wendete er nur einen ſtarken Rundſtab und eine einfache Kehle an; ſie genügten ihm für die ſchlichte Spitzbogentür, für die breite flache Blende, die ſie in größerem Abſtand faſt gleichlaufend umzieht und an ihrer Spitze ein dreiteiliges Oberlicht für die Vorhalle einſchließt. Das große