Katharinenkirche. 61
vierteilige Büchereifenſter ſchloß er im Stichbogen, gegen den die drei Pfoſten ſtumpf totlaufen. Im übrigen belebte er die Flächen des maſſigen Baus nur durch wenige Rundblenden und brach die äußere Kante der Wendeltreppe, die er weit vor die benachbarte Kapelle ſchob, durch einen Rundſtab. Im Innern verzichtete er auf eine ſpielende Gewölbeform, ſetzte aber die Rippen des einfachen Kreuzgewölbes auf ſchön belaubte Konſolen. Es war immerhin eine Tat, ſich in dieſer Weiſe von dem überwältigenden Einfluß ſeines bewunderten Vorgängers frei zu halten, und in dieſem Bewußtſein brachte er am Schlußſtein des oberen Gewölbes ſein Meiſterzeichen an (Abb. 35). Man erkennt in dieſem Werk den Schöpfer der„Liberei“ des Paulikloſters wieder, deren Konſolen genau den gleichen Charakter wie die des in Rede ſtehenden 3Zwiſchenbaues zeigen. Durch dieſen wurde das Oſtfenſter der Schöppenkapelle verbaut, woraus anſcheinend der Stifter jener Vorhalle Veranlaſſung nahm, für dieſe Stelle einen Altar zu ſpenden. Seine Hausmarke tritt an dieſem wie an zwei Konſolen des kleinen Baues auf, hier von Engeln gehalten(Abb. 35), dort von den Buchſtaben v h begleitet(ſiehe Hedwigsaltar).
Die baulichen Unternehmungen, von denen nun noch zu berichten iſt, betreffen faſt ausſchließlich die Türme. Der Dachreiter auf dem Chore mußte wiederholt ausgebeſſert werden 63. B. i. J. 1569 durch den Stolberger Zimmermeiſter Stephan Remer), trotzdem fiel der Knopf i. J. 1715 wieder herunter, ſo daß man den Dachreiter nun ganz eingehen ließ und 1734 abbrach.
Siebente Bauzeit. Auch der alte Weſtturm der Kirche, von dem nicht bekannt iſt, welcher Zeit ſeine damalige Faſſung angehört hat, erlag am Ende des 16. Jahrh. dem Anſturm der Elemente. Der Turmbau ſtieg damals nach Zach. Garcaeus Angaben in feiner im Stadtarchiv befindlichen„Hiſtoria “ 80 Ellen auf, d. h. 23 Ellen höher als die Kirche, und zwar in viereckiger Form ohne Verminderung der Grundform; darauf waren„zwo kurze Spitzen in Holzwerk gebauet und geſetzet“, ſo daß er(nach Gottſchling) ein Turmpaar vorſtellte und durch die oberen Spitzen als zweifach erſchien. Daraus iſt zu entnehmen, daß, wenn auch die damaligen beiden Spitzen eine doppeltürmige Anlage vorſtellten, die urſprüngliche Form doch bis hoch hinauf ein breites Rechteck war, über deſſen Abſchluß allerdings nur aus der alten Weſtfront von St. Gotthardt und verwandter Anlagen Schlüſſe zu ziehen ſind.— Dem Turm wurde ein Sturm verhängnisvoll, der am 30. Oktober 1580 die Stadt heimſuchte und ihm große Riſſe und Klüfte beibrachte. Die ſchon i. J. 1494 zur Behebung der tiefliegenden Schäden des Feldſteinturmes angewendeten Ausbeſſerungen hatten den Verfall nur etwa 80 Jahre hinausſchieben können. Nun drohte der Einſturz unabwendlich. Nachdem die klaffenden Riſſe zunächſt verſchmiert worden waren, ergab nach dem Berichte des damaligen Oberpfarrers Beumichen eine eingehendere Unterſuchung, daß ſich das Fundament geſchoben, der Turm in den unterſten Gewölben gar friſch geborſten und ganzer drei Finger breit durchaus bis ins Fundament auseinander gegangen war; in der Mitte des Turmes waren die Steine inwendig und auswendig ineinander geſchoben, auch an den Ecken ſchon etliche abgelöſet und ausgedränget. Eine Lotung ergab, daß der Turm von dem Kirchgiebel über drei Zollen abgewichen war“. Sofort erbat man vom Kurfürſten