Teil eines Werkes 
Bd. 2, Teil 3 (1912) Die Kunstdenkmäler von Stadt und Dom Brandenburg / unter der Schriftl. des Theodor Goecke bearb. von Paul Eichholz. Mit Einl. von Willy Spatz und Friedrich Solger
Entstehung
Seite
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Katharinenkirche. 75

Zu den Gemälden des Chorumganges kommen ferner noch zwei in der ſüdlichen Vorhalle der Kirche: eine große Darſtellung Chriſti von 1576 in Epitaphform, auf Leinwand, und über der Tür zur Kirche eine Kreuzabnahme derber Wirkung, ohne landſchaftlichen Hintergrund, auf Leinwand. In dem Raume über der Sakriſtei befindet ſich neben einem zertrümmerten Epitaph mit zwei Gemälden und anderen vor Schmutz faſt unkenntlichen Bilderreſten auf Holz und Leinwand ein wertvolleres, leider im Verfall begriffenes ſchlichtes Epitaph von 1552, das vom Magiſtrate dem jungen Sohne(F 1550) des hochverdienten Kanzlers Johann Weinleben errichtet worden war. Das 65 em breite und 70 em hohe Gemälde auf Holz trägt das redende Wappen des Verſtorbenen Gwei Wein­trauben). Den Vorwurf für das Bild gaben die Worte Chriſti:Laſſet die Kindlein zu mir kommen. Die liebenswürdige gemütvolle Auffaſſung des Gegenſtandes ſcheint trotz italieniſcher Anklänge einen deutſchen Meiſter zu bezeugen.

Außer den Grabmälern ſind an Werken der Plaſtik noch folgende anzuführen:

Ein 2 m langes und 1,10 m hohes, der Nordwand der Fronleichnams kapelle eingefügtes Sandſteinrelief(Taf. 22) aus dem 15. Jahrh., das die in einer Reihe angeordneten Figuren Mariä mit Paulus und Magdalena auf der einen und Aug uſtinus und Benediktus auf der anderen Seite enthält. Die etwas gedrungenen Geſtalten gehören zu den beſten gotiſchen Sandſteinarbeiten Brandenburgs . Das Relief war urſprünglich bemalt, doch läßt ſich davon wenig mehr erkennen als die Strahlenglorie um die Figur der Maria.

Die Koloſſalfiguren der Apoſtel, deren gewaltige dichtgedrängte weiße Maſſen zur Zeit noch in ihrer faſt erdrückenden Wirkung den inneren Chorraum umſchließen und beengen, ſind die von den Bildhauern Wredow , Schievelbein und Berges für eine Ausführung in Zinkguß für die Attika einer ruſſiſchen Kirche beſtimmten Gipsmodelle. Sie wurden i. J. 1855 der Stadt von Wredow ſelbſt geſchenkt(Lehfeld, im Jahresber. d. Wred. Zeichenſchule 1893).

Grabmäler. Eine große Zahl von Grabmälern iſt derartig ungleich in der Kirche verteilt, daß man ſtellenweiſe den Eindruck der Überfülle hat, zumal die Mehrzahl in reichen üppigen, einige ſogar in etwas aufdringlichen Formen gehalten ſind. In der Handſchriftenabteilung der Königlichen Bibliothek zu Berlin befindet ſich(Manuseripta Borussica 4° No. 189) ein Manuſkript des Alph. des Vignolles von 1704 über die Grabinſchriften der Katharinenkirche. An der Weſtſeite des nördlichen Seitenſchiffs beginnend iſt die Reihenfolge zur Zeit folgende:

Grabmal des Ephraim Metzenthin(6 1776) und ſeiner Gattin. Großes San dſteingrabmal in eleganten Formen von Bildhauer J. B. Gärtner angefertigt für Paul Langen(f 1730) und Gattin. Grabmal für David Antony(+ 1710) und Gattin. Gegenüber am Arkadenpfeiler befindet ſich das kleine Grabmal von Maria Krüger (S 1731) und eine kleine dem 1535 verſtorbenen Andreas Roſinus gewidmete Holztafel. Im dritten Laughausjoch ſteht in der Seitenſchiffniſche ein durch das Geſtühl verdeckter Grabſtein und daneben der von Petrus Müller(+ 1678), dane ben rechts derjenige der Frau Judita Müller(F 1700).