Teil eines Werkes 
Bd. 2, Teil 3 (1912) Die Kunstdenkmäler von Stadt und Dom Brandenburg / unter der Schriftl. des Theodor Goecke bearb. von Paul Eichholz. Mit Einl. von Willy Spatz und Friedrich Solger
Entstehung
Seite
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St. Baulikirche. 113

weil diefer Flügel nach alter Regel im Obergeſchoß den Schlafſaal der Mönche enthielt und deſſen weſtliche Fenſter über dem Dach des Kreuzganges frei bleiben mußten(Taf. 27). Die vorgeſetzte Deckſchicht über deſſen Anſchluß bildet hier gleich: zeitig eine Art Kaffſims, über dem unmittelbar die rechteckigen Fenſter beginnen, die in regelmäßigen Abſtänden beide Langſeiten des Dormitoriums durchbrachen. Dieſes reichte durch den ganzen Flügel, im Norden erſtreckte es ſich bis an den Kirchenchor, von deſſen Strebepfeilern hier einer in den Raum hineinragt. In der Nordweſtecke tritt mit einer Biegung die an der Chorwand liegende geradläufige Treppe heraus. Am Südende ſind im Giebel drei hochragende, mit Maßwerk geſchmückte Spitzbogenfenſter,*) die nicht nur die ehemaligen Querſchnittabmeſſungen des Raumes beſtimmen, ſondern auch in Verbindung mit einem über dem Mittelfenſter befindlichen kleinen Abſatz an der Innenſeite der Giebelwand andeuten, daß er weit in den Dachraum hineinreichte und ſeine Decke in gebrochener Form von den Dachflächen und einer Unterſchalung der kleinen Kehlbalken gebildet wurde(Taf. 27, Anſicht u. Schnitt). Die Wände zeigen noch an verſchiedenen Stellen Spuren von farbiger Malerei, einfache Muſter kleinen Maßſtabes und figürliche Darſtellungen verſchiedener Art, von denen noch ein Chriſtophorus(am Nordende der Oſtwand) und ein Turnier(an der Nordwand) zu erkennen ſind.

Weniger klar iſt die Anordnung und Zweckbeſtimmung der Erdgeſchoßräume dieſes Flügels(Taf. 25, Grundriß). Im Norden lag neben dem Chor zuerſt ein kleiner Vorplatz mit den Zugängen zu jenem, der erwähnten Dormenttreppe und der ſüdwärts anſchließenden Sakriſtei. Nach dieſer folgte gegen Süden der Kapitelſaal, der durch die würdige, ſtreng ſymmetriſche Anordnung eines Portals zwiſchen zwei Fenſtern von kirchlichem Charakter an der Kreuzgangſeite gekennzeichnet iſt. Der nächſte Raum war ſowohl unmittelbar von außen wie vom Kreuzgang zugänglich und ſcheint nur als Durchgang gedient zu haben. Die drei letzten ſüdlichen Fenſterachſen gehörten einem einzigen größeren Raume an, der durch einen großen Kamin in ſeiner Nordweſtecke heizbar war und am Südende, von wo er. ausgiebiges Licht erhielt, die Reſte von Ge­wölben zeigt(Taf. 27, Schnitt). Man darf in ihm wohl das Winterrefektorium der Mönche ſehen. Es wird durch einen bedeckten hölzernen Gang mit der Küche ver­bunden geweſen ſein, deren Reſt getrennt davon im Abſtand von einigen Metern in Form eines mächtigen Rauchfangs noch beſteht. Dieſes Winterrefektorium iſt der einzige unterkellerte Raum im Kloſter. Der mit Kreuzgewölben auf Gratſtabrippen über­wölbte Keller(Taf. 25, Grundriß) iſt jetzt von außen an der Südweſtecke, und im Innern vom Durchgang aus zugänglich. Zur Architektur des Oſtflügels ſei bemerkt, daß die Erdgeſchoßfenſter alle im Stichbogen geſchloſſen und von Spitz bogen­blenden eingerahmt ſind, wie ſie der Giebel auf Tafel 27 zeigt. Am Hauptgeſims, deſſen urſprüngliche Faſſung noch neben dem Glockenturm zu ſehen iſt, und am Süd­giebel tritt noch das deutſche Band auf. Es dient hier zur Abtrennung der lebhaft

) Abb. 65 zeigt ihren gegenwartigen Zuſtand. Das Maßwerk iſt in dem öſtlichen noch ſo weit erhalten, daß es für die Herſtellung auf Taf. 27(oben rechts) genügte.

Kunſtdenkm. d. Prov. Bdbg. II. 3. Stadt und Dom Brandenburg . 8