Teil eines Werkes 
Bd. 2, Teil 3 (1912) Die Kunstdenkmäler von Stadt und Dom Brandenburg / unter der Schriftl. des Theodor Goecke bearb. von Paul Eichholz. Mit Einl. von Willy Spatz und Friedrich Solger
Entstehung
Seite
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126 Stadt Brandenburg .

Für die Geſchichte des Bauwerks ſind hauptſächlich die folgenden aus den obigen Quellen unmittelbar zu entnehmenden Nachrichten von Wert:

1136 wurde durch den zum Chriſtentum bekehrten ſlaviſchen Fürſten Pribis lavᷣ (Heinrich) auf dem Harlunger Berge vermutlich an Stelle eines Triglaftempels der Jungfrau Maria eine Kirche geweiht. Nach ſeinem Tode(1150) kam die Marien­kirche erblich an die Markgrafen, die ſie indeſſen bald dem Domkapitel überließen (Chronic. Brandenburg , vgl. Krabbo, Regeſten 1, 34).

14166 wird fie zuerſt urkundlich als deſſen Beſitz beſtätigt; weitere Beſtätigungen folgen 1173, 1179, 1188, 1209, 1217, 1231(Riedel Vlll, S. 107 ff).

1222 iſt ein Neubau im Gange, für den Papſt Honorius III. einen Ablaß gewährt(Urk. im Vatikan . Archiv).

1331 ſtiftet Biſchof Ludwig v. Brandenburg Meſſen in der Marienkirche (Riedel IX, S. 29).

In der Folge ſtieg das Anſehen der Marienkirche. Zwar fanden darin nicht regelmäßig ſonntägliche Gottesdienſte ſtatt, aber durch häufige Prozeſſionen und die Verehrung eines Marienbildes in der Kirche verbreitete ſich ihr Ruf als Wall fahrtskirche weit durch das Land.

Etwa 1399 Anordnung des Gottesdienſtes in der Marienkirche. Pfingſtprozeſſion unſerer Herren auf den Berg(Riedel XI, S. 79).

Im 15. Jahrh. ließ der Beſuch der Wallfahrtskirche erheblich nach.

1435 ſtiftete Friedrich J. von Hohenzollern deshalb ein beſonderes Kapitel bei der Kirche mit täglichem Gottesdienſte. Die zu dieſem Zwecke errichteten Kloſter­gebäude wurden mit Prämonſtratenſern beſetzt, die verpflichtet wurden, Meſſen und die Mariengezeiten zu halten.

1440 ſtiftete Friedrich Il. Eiſenzahn die BrüderſchaftUnſer Lieben Frauen Kettenträger(nach ihrem Ordenszeichen meiſt Schwanenorden genannt) und erſah die

Marienkirche für deren feſtliche Zuſammenkünfte nebſt gottesdienſtlichen Feiern aus.

Für dieſe ließ er an der Weſtſeite der Kirche eine beſondere, dem hl. Leonhardt geweihte Ordenskapelle errichten. Die Bedeutung der Kirche als Ordensheiligtum währte indeſſen nicht lange. Schon vor 1600 hatte ſich der Beſuch der Kirche auf wenige Tage im Jahre beſchränkt..

1539 wurde das Stift auf dem Berge durch Joachim II. aufgehoben, infolge deſſen der allmähliche Verfall der Stiftsgebäude begann.

1551 wurde die Kirche wieder dem Domkapitel übereignet. Im Laufe des 17. Jahrh. wurden die Kloſtergebäude vom Domkapitel nach und nach abgebrochen und die Steine für andere ſtiftiſche Gebäude, meiſt zu Ausbeſſerungen, verwertet. Auch die Kirche fing an zu verfallen..

1582 bewahrte ſie noch ihre Dächer; um 1590 erſcheinen die Turmſpitzen zer­ſtört und die Dächer beſchädigt..

1722 ließ Friedrich Wilhelm J. troß den Bitten und Gegenvorſtellungen des Rates der Stadt die Kirche abbrechen, um die Steine für andere Gebäude zu verwenden.