St. Marienkirche. 127
1874„bei Fundamentierung des jetzt an ihrer Stelle ſtehenden Kriegerdenkmals ſtieß man auf bedeutende Fundamentreſte, hat es jedoch verſäumt, dieſelben ſyſtematiſch vollſtändig aufzugraben“(Wernicke in Bergau, S. 272).
Von den Vorgängern der Marienkirche auf dem Berge käme in erſter Linie eine etwaige Gründung Pribislav⸗-einrichs in Frage. Wenn die Marienkirche i. J. 1440 vom Stifter des Schwanenordens als eine Schöpfung dieſes Wendenfürſten bezeichnet worden iſt, ſo iſt einer ſolchen Außerung gelegentlich einer derartigen Handlung kaum ein wiſſenſchaftlicher Wert beizumeſſen. Für den damals vorhandenen, im 18. Jahrh. abgebrochenen Bau trifft ſie nicht zu, da er erſt etwa 70 Jahre nach Pribislavs Tode errichtet worden iſt. In ihrem Sinne berichtet von den älteren Chroniſten nur der ſchon von ſeinen Zeitgenoſſen als unzuverläſſig gekennzeichnete (vgl. Küſter, Bibl. Hiſt. B., S. 306) Brotuff im Regiſter am Schluſſe ſeiner Genealogia u. Chronica etc. Demgegenüber nennen Sabinus(De Brandenburgo, metropoli Marchiae 1552), Zach. Garcaeus(Successiones, Ausg. von Krauſe S. 347) und Leutinger(De Marchia Brandenburgensi S. 599) König Heinrich den Vogler als den Gründer der Kirche auf dem Berge, ja es war dies im 16. Jahrh. die all— gemeine Anſicht, der auch Praetorius in ſeinem Gedichte beitritt Jahres ber. d. Hiſt. Ver. zu B. 1898, S. 65). Heffter(Geſch. d. Stadt B., S. 33) bezeichnet Kaiſer Otto J. als wahrſcheinlichen Erbauer der Kirche. Adler(a. a. O. S. 5) ſtützt ſich auf den bedenklichen Gewährsmann Brotuff und ſchreibt fie dem Pribislav als deſſen Familien: gruftkirche zu; auch in ſeinem Nachtrag S. 118 hält er daran feſt. Über die an— geblichen Fürſtengräber der Marienkirche ſiehe Sello(Brand. preuß. Forſch. 1892 S.[537] Anmerk. 2) und Rasmus(in Jahresber. d. Hiſt. Ver. zu B. 1896, S. 66).
Die uns in Aufnahmen und Beſchreibungen vorliegende, im 18. Jahrh. abgebrochene Marienkirche beſtand nach dieſer geſchichtlichen Unterlage aus zwei ſcharf geſonderten und zeitlich weit auseinander liegenden Teilen, dem der erſten Hälfte des 13. Jahrh. angehörenden eigentlichen Kirchenbau und der ſpäter im Weſten hinzugefügten Kapelle des Schwanenordens. Die Vermutung, daß die Kirche aus dem Umbau einer älteren entſtanden ſei, iſt aus den vorliegenden Darſtellungen nicht her; zuleiten; ſelbſt die Benutzung alter Grundmauerreſte iſt zweifelhaft(vergl. Anmerk. *) auf S. 128).
Erſte Bauzeit. Der Grundriß der Wallfahrtskirche(Abb. 78) war nach der Form eines griechiſchen Kreuzes angelegt, deſſen Arme in Apſiden von der vollen Höhe der Kirche endigten. In den einſpringenden Ecken ſtanden vier annähernd quadratiſche Türme, deren Inneres zum Kirchenraum hinzugezogen war. Das durch die vier äußeren Turmecken bezeichnete Viereck war kein genaues Quadrat, ſondern ein von Weſten nach Oſten geſtrecktes Rechteck im Verhältnis von 5: 5, wodurch eine Oſtung ausgeſprochen war und die Kirche aufhörte, ein reiner Zentralbau zu ſein. Dieſer Maßunterſchied war hauptſächlich in das Querſchiff verlegt worden und hatte zur Folge, daß die Vierung zu einem Rechteck wurde, das der Richtung des